Liebe Hamburgerinnen,

liebe Hamburger!

Nichts wusste ich von Hamburg, bevor ich in diesem Spätsommer für zwei Auslandssemester in die Hansestadt gekommen bin. Die banalen Fakten (zweitgrößte Stadt Deutschlands, viel Wasser, wenig Sonne) habe ich mir dann schnell beinahe beiläufig angeeignet. Und nun, nach knapp einem halben Jahr im Norden, habe ich auch wirklich wichtiges Wissen: Tatsächlich mag's in Hamburg am Himmel oft nicht allzu hell sein - das ist es hier dafür aber bei den Menschen im Herzen.

Sehr freundlich seid ihr Hamburger nämlich, offen, interessiert und tolerant. Das freut mich - denn zu Hause in Rumänien, zumindest in meiner ungarisch geprägten Heimatregion Siebenbürgen, sind die Leute insgesamt das Gegenteil: verstockt, verschlossen, immer irgendwie in Richtung Vergangenheit orientiert. Als Schwuler - ja, ich liebe Männer - lebt sich's da im weltgewandten Hamburg wirklich besser.

Doch es gibt noch weitere Dinge, die es mir so leicht machen, mich bei euch heimisch zu fühlen. Diese typischen dunklen Ziegel zum Beispiel, aus denen ihr so viele wuchtige und doch warme Häuser gebaut habt. Oder den praktischen Fertig-Glühwein, den es bei euch im Supermarkt zu kaufen gibt - bei mir zu Hause muss man den immer selbst ansetzen. Was in euren Einkaufsläden allerdings fehlt, das ist richtig guter Schafs- und Ziegenkäse. So pikanter, deftiger, mit kräftigem Geschmack.

Überhaupt ist das Thema Essen der einzige Bereich, bei dem ich mit euch Norddeutschen noch nicht ganz grün geworden bin. Apropos grün: Grünkohl finde ich einfach nur eklig. Dass ihr vor dem Verspeisen dieses komischen Krauts anscheinend meist eine schnapsselige Bollerwagenfahrt übers Land macht, das deute ich denn auch mal so, dass ihr euch fürs Kohlfuttern erst ordentlich Mut antrinken müsst ...

Levente Nagy, 23, studiert Architektur und Stadtplanung an der HafenCity-Universität (HCU).