Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Wenn zum Jahreswechsel der Musiksender MTV hinter der Zahlschranke des Pay TV verschwindet, hat das einen einfachen Grund: Das Musikfernsehen, so wie es die heute 30- bis 50-Jährigen einst kannten, hat sich überlebt. Es gibt es schlicht und einfach nicht mehr. MTV - der Video-Star unter den Fernsehsendern - und das nach wie vor frei empfangbare Viva halten sich vor allem mit Dating-Shows über Wasser.

Die Kernzielgruppe der Sender hat sich längst ins Internet verabschiedet: Musikclips schauen sich die unter 30-Jährigen vorzugsweise auf Portalen wie YouTube an. Dort sind sie ihr eigener Programmdirektor. "Video killed the Radiostar", sangen die Buggles einst. "Online killed the Video-Star", müsste es heute heißen.

Für die Fernsehbranche ist das Verschwinden des Musikfernsehens eine eher unerfreuliche Angelegenheit. Wenn sie ein komplettes Programmgenre mal so mir nichts dir nichts an das Internet verliert, kann es ihr mit anderen Genres ebenso ergehen.

Was machen die heute unter 30-Jährigen in 20 Jahren, wenn ihr Interesse an Musikclips erlahmt ist? Setzen sie sich vor die Glotze und gucken "Tatort"? Oder bedient sich diese Generation, die erste, die mit dem Internet aufwuchs, aus dem schier unendlichen Online-Angebot von Krimis für jeden Geschmack ? Sender braucht dann keiner mehr. Für die TV-Branche ist das Ende des Musikfernsehens eine schlechte Nachricht.