Hamburg. Ob Eltern immer so genau wissen, was sie ihren Kindern unter den Tannenbaum gelegt haben? Bei Computerspielen zumindest sind viele Erwachsene ahnungslos. "Ein guter Weg ist, sich das Spiel selbst anzuschauen. Sie kennen ihr Kind am besten und können damit auch über die Inhalte entscheiden", sagt Tomasz Manthey, 31. Im Auftrag der Tide-Akademie sensibilisiert der freiberufliche Dozent für Medienpädagogik bei Informationsabenden an Schulen, was Eltern beim Umgang mit Internet, Handy oder Computerspielen beachten sollten.

"12, 13, das ist bei vielen Kids das Einstiegsalter für Computerspiele", sagt Manthey. Strategiespiele, Shooter (Schießspiele), Renn- und Denkspiele seien am beliebtesten. Mädchen spielen nach Angaben von Manthey gern "Sims" (ein Spiel, in dem es darum geht, seine Charaktere zu entwickeln und durch ein Geflecht sozialer Begebenheiten zu steuern), "Singstar" (Karaokespiel), aber auch "Super Mario" und "Abenteuer auf dem Reiterhof". Jungs spielten lieber "Fifa" (Fußballspiel), "Call of Duty" und "GTA" ("Grand Theft Auto"), aber auch "WOW" ("World of Warcraft"). Bei einem Spiel könne man seine Fantasie ausleben, Spaß haben und sich mit anderen messen. "Das greift natürlich auch bei einem Computerspiel." Es sei in seiner Faszination ein wenig vergleichbar mit Bücherlesen, sagt Manthey: "Man ist dann in einer anderen Welt, versetzt sich in einen anderen Charakter, kann aber das Geschehen selbst beeinflussen." Der Computerspieler bekomme ein Gefühl von Kontrolle und Macht, könne in unterschiedliche Rollen schlüpfen und Erfahrungen machen, ohne Konsequenzen zu spüren. "Jungs orientieren sich gern an einem starken Charakter. Ich habe früher Comics mit Batman gelesen, weil er ein starker Typ war", sagt Manthey. Heute sei Krieg Alltag geworden, anstatt Batman habe man elitäre Soldaten und Einzelkämpfer. "Jeder zeigt auf die Ballerspiele, aber keiner auf die täglichen Nachrichten."

Man könne Kinder aber auch nicht davor bewahren: "Sie können keine Schutzblase um Ihr Kind aufbauen" Trotzdem mahnt Manthey Eltern zur Wachsamkeit. Wenn andere Beschäftigungen unattraktiv würden, die Jugendlichen sich kaum noch bewegten, Schule und Freunde vernachlässigten, müssten die Eltern gegensteuern. "Dann muss man interessante Alternativen anbieten, beispielsweise Fußball, Karate oder auch Geocaching, da nutzt man neue Medien und bewegt sich dabei. Ein Kartenspiel wird mit der bunten Welt von 'WOW' nicht mithalten können." Der Medienpädagoge hat noch einen weiteren Tipp: "Auch mal Interesse zeigen und mitspielen. So schafft man eine gemeinsame Ebene mit seinen Kindern."

Die Tide-Akademie bietet Elternabende zu einer Reihe von Themen an: Was machen Kinder im Internet? Welche Inhalte tauschen sie auf ihren Handys aus? Wie gefährlich sind die Spiele, die sie auf ihren Computern haben? Die Eltern-Medien-Lotsen können gebucht werden unter Tel. 040/325 99 03 61. Infos unter www.tidenet.de/akademie . Die Akademie übernimmt das Honorar der Lotsen.