Eine Runde Mitleid von Tom R. Schulz

Die Deadline ist schon in ein paar Wochen. Julian Assange wird sie wohl einhalten, Zeit genug hat er ja. Bis März muss das rätselhafte Gesicht von WikiLeaks, der bestgehasste Mann aller Geheimdienste, seine Memoiren abliefern. Verlage in den USA und in England haben ihm attraktive Summen geboten. Auch Verleger in anderen Ländern werden für Assange, dem die Tageszeitung "Le Monde" den Titel "Mann des Jahres" zum Weihnachtsgeschenk machte, ihren Hut in den Ring werfen. Der Autor in spe sagt, er würde lieber von sich schweigen, brauche aber das Geld zur Selbstverteidigung gegen die schwedische Justiz.

Und was dürfen wir erwarten? Enthüllungen aus der Kindheit im australischen Wanderzirkus? Ein Manifest des Robin Hood von Byron Bay, der schon mit Anfang 20 wegen Hackens vor Gericht stand und unbeirrt freie Geheiminformationen für die freie Welt fordert - und bereitstellt?

Doch wie schnell er auch schreibt, er kommt zu spät. Das Buch des WikiLeaks-Aussteigers und Assange-Kritikers Daniel Domscheit-Berg "Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt" soll schon am 27. Januar erscheinen.