Dieter Kauczor ist in einem vom Bezirk Mitte geförderten Verein aktiv - und rechnet mit seiner Firma die Buchhaltungs-Kosten des Vereins ab.

Billstedt. Der Bauspielplatz "Die Kuhle" am Rantumer Weg ist eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aus Billstedt. Hier bekommen sie Unterstützung bei den Hausaufgaben - und ein warmes Mittagsessen. Träger der Einrichtung ist die Aktionsgruppe "Kinder- und Jugendhilfe Kaltenbergen", sie erhält für diese Arbeit und die in sechs weiteren Projekten rund 750 000 Euro vom Bezirksamt Mitte.

Geschäftsführer des Vereins ist Dieter Kauczor. Seit 30 Jahren ist er dort angestellt, sein Engagement in der Jugendarbeit ist allgemein anerkannt. Aber nicht nur auf diesem Gebiet ist der SPD-Politiker, der bis vor Kurzem Vorsitzender des Distrikts Billstedt war, aktiv. Er soll als Gesellschafter auch 33,3 Prozent der Firma KSK halten. Diese Firma ist eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und kümmert sich um die Buchhaltung für mehrere auf Jugendhilfe spezialisierte Vereine im Bezirk Mitte. Die KSK arbeitet auch - gegen Bezahlung natürlich - für die Aktionsgruppe Kaltenbergen. Und damit für den Verein, dessen Geschicke Kauczor seit 30 Jahren lenkt. Das räumt Kauczor auch ein: "Die Beauftragung ist ordnungsgemäß erfolgt", sagt er. Allerdings will Kauczor auf Abendblatt-Anfrage nicht beantworten, ob er selbst oder der Vorstand des Vereins die KSK mit der Buchführung beauftragt hat.

Die Vorsitzende der "Kinder- und Jugendhilfe Kaltenbergen" ist seit Mai 2008 Hildegard Jürgens. Die 57-Jährige hat Kauczor auch vor Kurzem als SPD-Distriktvorsitzende in Billstedt beerbt. Im vergangenen Jahr lag die Gewinnbeteiligung von Kauczor an der KSK bei 1322,28 Euro.

Während Dieter Kauczor keinen Grund "zur Aufregung" sieht, sind Politiker aus dem Bezirk Mitte alarmiert: "Dieses Konstrukt ist ein Skandal. Das Herr Kauczor als hoher SPD-Funktionär seit Jahren ungestört Geschäfte mit seinem eigenen Arbeitgeber macht, dass hätte dem Bezirk Mitte auffallen müssen", sagt Joseph Johannsen aus der CDU-Bezirksfraktion. Der stellvertretende Vorsitzende der Bezirksversammlung stellt weiter fest: "Die Aktionsgruppe erhält schließlich Zuwendungen im hohen sechsstelligen Bereich pro Jahr für ihre Arbeit aus Steuermitteln. Dass die KSK die Buchführung für den Verein macht, ist im Bezirk bekannt." Deshalb fordert Johannsen jetzt: "Der Bezirk Mitte muss auf den Verein einwirken, damit dieses Gemauschel ein Ende hat."

Auch die GAL, Koalitionspartner der SPD in der Bezirksversammlung Mitte, sieht dringenden Handlungsbedarf: "Das Bezirksamt Mitte muss diesen Vorgang lückenlos aufklären", fordert GAL-Fraktionschef Michael Osterburg. Sollte es wirklich zutreffen, dass Dieter Kauczor an der KSK beteiligt ist und diese Firma für den Verein Kaltenbergen arbeitet und dafür bezahlt wird, dann müsse das Bezirksamt dringend eingreifen, so Osterburg weiter. "Ich gehe aber davon aus, dass das zuständige Jugendamt bislang keine Hinweise auf eine mögliche Beteiligung von Dieter Kauczor an der KSK hatte."

Das bestätigte Bezirksamt-Sprecher Lars Schmidt dem Abendblatt: "Wir kennen die Firma KSK, aber dass Herr Kauczor daran beteiligt ist, ist uns neu." Außerdem räumt Schmidt ein: "Uns ist bekannt, dass die KSK für mehrere Vereine im Bezirk, die im Bereich der Jugendhilfe tätig sind und Zuwendungen erhalten, die Buchhaltung macht. Diese Vereine haben einen bestimmten Betrag aus den Zuwendungen für die Buchhaltung zur Verfügung und dieser wurden bislang eingehalten." Auch das Bezirksamt Mitte sieht Kauczors Doppelfunktion kritisch: "Es ist rechtlich nichts zu beanstanden, aber wir sind über diese geschäftlichen Verflechtungen auch nicht glücklich", sagt Lars Schmidt. Der Bezirk will nun auf den Verein einwirken und so erreichen, dass "die KSK künftig nicht mehr für die Aktionsgruppe Kaltenbergen tätig ist." "Kein Problem" wegen der Beteiligung von Kauczor an der KSK sieht Johannes Kahrs. Der SPD-Bundestagsabgeordnete ist auch Vorsitzender des Jugendhilfesausschusses im Bezirk Mitte, der über die Zuschüsse für Vereine entscheidet: "Ich sehe keinen Grund zur Kritik. Herr Kauczor macht seit Jahrzehnten einen tollen Job. Die KSK wird sogar von den Jugendämtern und von mir seit Langem empfohlen."