In Farmsen sind Kita und Senioren-Einrichtung in einem Gebäude untergebracht. Regelmäßige Begegnungen erwünscht.

Farmsen. Herr Strauch ist in seinem Element. Das kleine Holzhaus für den Streichelzoo soll angemalt werden. Vinzent, das Kaninchen, soll ein hübsches neues Zuhause kriegen - im Streichelzoo für Jung und Alt, den es im Frühling geben soll. Der 84 Jahre alte ehemalige Maler und Tapezierer trägt die rote Farbe um die Fenster herum akribisch auf und sagt zu Ramin, 4: "Erst mal vorsichtig hier entlang am Rahmen", der etwas grobmotorisch über die Wände pinselt. Paul Strauch hat keinerlei Berührungsängste, als er mit den Kindern der Kita Farmsen zum Pinsel greift. Der weißhaarige Hamburger hat drei Kinder, sechs Enkelkinder und sogar zwei Urenkel. "Das Malen hier ist ein Heimspiel. Ich hatte hier früher oft zu tun, als ich noch gearbeitet habe", sagt er, in Erinnerungen schwelgend. Und weil ihm die Arbeit auch mit dem kleinen Pinsel Spaß macht, sagt er fröhlich: "Ich melde mich schon mal für die Häuschen an, die noch kommen."

Die Kindertagesstätte mit 36 Krippenplätzen und 120 Plätzen im Elementarbereich ist seit dem 1. Oktober im Neubau der Seniorenpflegeeinrichtung von Pflegen & Wohnen Hamburg untergebracht. "Für Hamburg ist das etwas Neues", sagt Kirstin Martens, Sprecherin von Pflegen & Wohnen. Insgesamt seien fünf solcher Kitas geplant, die in die Altenheime integriert sind.

"Es gibt viele Schnittstellen zwischen Jung und Alt", so die Erfahrung von Anke Hackemesser, Leiterin der Kita Farmsen. "Wir singen, kochen und gärtnern zusammen. Die Kinder profitieren vom Wissen der Älteren. Die Muße, die die Senioren ausstrahlen, tut den Kindern gut, und andererseits tut den Bewohnern die Lebendigkeit der Kinder gut." Viele Eltern würden ihre Kinder explizit deshalb in dieser Kita anmelden, weil diese ohne ihre Großeltern aufwachsen. "Entweder weil sie keine mehr haben oder weil sie weit weg wohnen", sagt Hackemesser. Niemand ist in Farmsen dazu verdonnert, sich zu treffen, viele nutzen die Angebote aber häufig. "Ich mag Kinder sehr gern", sagt Ilse Franck. Die 90-Jährige lebt erst seit ein paar Wochen in der Einrichtung und freut sich über die fröhlichen Kinderstimmen in ihrem neuen Zuhause. "Das ist doch etwas Positives", sagt sie lächelnd. Sie ist in den Begegnungsraum gekommen, der von der Kita-Seite und vom Pflegebereich jeweils einen eigenen Eingang hat. Heute werden hier die Hexenhäuschen verziert. Johanna, 3, gibt Frau Franck mit zuckergussverschmierten Händen einen Gummidrops und strahlt, als diese ihn in den Mund steckt. Gemeinsam verzieren sie braune Lebkuchen mit Zuckerguss, bunten Streuseln und Farbkringeln. Am Nebentisch kleben Edith Schäffler, 88, und Kevin die verzierten Kekse am Häuschen fest. Die Hamburgerin ist mit Eifer dabei. "Diese Kinder bringen frischen Wind hier rein", sagt sie fröhlich. "Nur rumsitzen ist nicht gut für uns alten Leute."