“Erst handeln, dann reden.“ - Wie Pater Breulmann, neuer Geistlicher Rektor der Katholischen Akademie, es schafft, Gläubige zu fesseln.

Neustadt. Dass die katholische Kirche in Hamburg "Nomaden" und "kleine Partisanen" ins Feld führt, ist neu. Genau so jedoch bezeichnet sich der neue Geistliche Rektor der Katholischen Akademie. Pater Hermann Breulmann, ein promovierter Religionsphilosoph, ist in die Hansestadt gekommen, um neue Wege zu gehen. Ziel des unkonventionellen Jesuiten ist es, "im Vorhof des Tempels" zu wirken und auch jene anzusprechen, die nur über Resterinnerungen an kirchliche Erfahrungen verfügen. "So gesehen", sagt Breulmann, "fühle ich mich als kleiner Partisan, als Nomade der Großstadt." Nicht nur die katholische Gemeinde wartet mit Spannung auf den Einsatz eines Mannes, der schon vor 30 Jahren als Hochschulpfarrer in Hamburg anders war als andere. Dass sich daran nichts geändert hat, bewies der Geistliche direkt im Anschluss an seine Amtseinführung durch Erzbischof Werner Thissen am 24. Oktober in der Akademie. Befragt von "Tagesthemen"-Moderator Tom Buhrow, legte Hermann Breulmann seine Ansicht kirchlicher Arbeit dar. 400 Zuhörer ließen sich gerne fesseln. "Fromm und gebildet", heißt der eine Anspruch, "in Glaubensfragen darf man nicht beliebig sein", ein weiterer. Der Sinn für das Elementare, also auch für eine markante, von Tradition und Ritualen beseelte Liturgie dürfe nicht vergessen werden, profilierte Klarheit im Kontrast zu oberflächlicher Liberalität sei eine der Herausforderungen. "Schau'n wir mal" reiche nicht als Lebensdevise. "Gerade in einer offenen Gesellschaft muss es feste Positionen geben."

Dass zum Gottesdienst auch eine gestaltete Strenge gehöre und Raum für Stille sein müsse, bewies der neue Rektor während seiner vier Adventsgottesdienste in der Kapelle der Katholischen Akademie am Herrengraben. Trotz des neuen Termins kamen jeweils mehr als 70 Menschen, darunter auch Protestanten und konfessionslose Hamburger. Stets blieben zwei Drittel, um anschließend bei Käse und Wein über die kurze, indes prägnante Predigt zu diskutieren.

Am Heiligen Abend um 23 Uhr hält Breulmann die Christmette im Kleinen Michel neben der Akademie.

Was macht Pater Breulmann anders? Es sei die unorthodoxe Art der direkten Ansprache frei von Floskeln und Wankelmütigkeit, sagen die einen. Es sei sein Geschick, aus verschiedenen Menschen unterschiedlicher Herkunft interessante Gesprächskreise zu schmieden, meinen die anderen. Der Geistliche selbst, ein ebenso temperamentvoller wie eloquenter, indes sehr bescheidener Mann, zuckt nur mit den Schultern. Großen Wirbel um seine Person schätze er ganz und gar nicht. Und warum sind in München mehrfach 2500 Menschen zu vier Predigten an einem Wochenende in die St.-Michaelis-Kirche geströmt, wenn Hermann Breulmann auf der Kanzel stand? Der Pater, vor 62 Jahren in Münster geboren, schweigt und erweist sich damit schon jetzt als Persönlichkeit mit hanseatischem Habitus.

Anderen fällt es leichter, den Breulmann vorauseilenden Ruf zu ergründen. "Er ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, ein sehr intensiver Mensch, der leicht Kontakt zu anderen gewinnt", sagt Dr. Klaus-Peter Pfad, Anästhesist und renommierter Schmerztherapeut im Krankenhaus Altona. Er lernte den charismatischen Jesuiten in dessen Zeit als Hamburger Hochschulpfarrer zwischen 1979 und 1985 kennen und schätzen. Beide unternahmen später gemeinsam mehrwöchige Reisen, zum Beispiel nach Südindien und Mexiko. "Pater Breulmann kann Menschen fesseln und für Gott und die Welt begeistern", sagt Pfad. "Er löst Nachhaltiges aus und versteht es, Zündfunken zu entfachen."

Der Werdegang spricht Bände. Nach dem Studium trat Breulmann in den Jesuitenorden ein. Ab 1986 wirkte er als Rektor der katholischen Begabtenförderung Cusanuswerk in Bonn, 1995 wechselte er als Rektor an das Berliner Canisius-Kolleg. Anschließend leitete er das Münchner Berchmanskolleg, eine Hochschule für Philosophie in Trägerschaft der Gesellschaft Jesu.

Die Rückkehr nach Hamburg stelle für ihn eine neue Herausforderung dar, sagt er. Zwar hat er das neue Amt in der Katholischen Akademie erst seit einigen Wochen inne, doch sind die ersten Ziele gesteckt. Nach dem Zyklus der vier Adventsgottesdienste sind für das kommende Jahr Interviewreihen mit namhaften Persönlichkeiten geplant, die Breulmann jetzt noch nicht bekannt geben möchte. Aus seinen Jahren in Bonn, Berlin und München hat der Pater hervorragende Beziehungen zu bekannten Politikern, Künstlern und Wirtschaftsgrößen.

Viel Aufhebens um seine Person ist ihm gar nicht recht: "In einem Jahr können wir eine erste Bilanz ziehen." Bis dahin will Pater Hermann Breulmann nach einem urhanseatischen Grundsatz verfahren: "Erst handeln, dann reden." Handeln nach Nomadenart, als kleiner Partisan in der Großstadt.