Als Belohnung für vorbildliche Müllpolitik hat Hamburg den Titel Umwelthauptstadt 2011 mit Sicherheit nicht verdient. Denn beim Thema Mülltrennung im Sinne der Umwelt ist die Hansestadt traditionell schlecht aufgestellt. Als bereits überall im Land Hausmüll fleißig getrennt gesammelt wurde, überschlugen sich in Hamburg die Bedenkenträger. Stinkt es nicht unerträglich, wenn Bio-Abfall eine eigene Tonne bekommt? Ist es nicht zu aufwendig, die unterschiedlichen Behälter zu leeren? Und wohin mit den grauen, grünen und gelben Tonnen in vielgeschossigen Mietshäusern? Kaum jemand machte es stutzig, dass diese Fragen in der übrigen Republik längst gelöst waren. Dabei hat die jahrzehntelange hanseatische Verzögerungstaktik ganz andere Gründe. Die Stadt hatte zu lange mit überdimensionierten Müllverbrennungsöfen geplant. Deshalb scheuten die Verantwortlichen neue, umweltfreundliche Entsorgungswege. Das hätte die Fehlkalkulation offenbart.

Jetzt kann Hamburg nur noch hinterherhinken, schafft aber mit der neuen Gebührenstruktur zum Jahreswechsel wenigstens einen Mini-Anreiz, den Müll zeitgemäß zu trennen.

Deshalb wird die graue Tonne für den "Normalmüll" ein wenig teurer, die Biotonne um rund 70 Prozent preiswerter. Das war längst fällig - und ist ein richtiger Start ins neue Jahr. Der Titel Umwelthauptstadt hat dabei für zusätzlichen Druck gesorgt. Mehr davon wäre 2011 wünschenswert.