Jeder kennt die Berichte in Zeitungen oder aus den Nachrichten über tragische Unfälle, bei denen Fahrer betrunken waren und deswegen andere Menschen in den Tod gerissen haben. Man liest diese Berichte oder hört sie und sagt "Oh, wie schrecklich", aber auch nicht mehr.

Mein Onkel wurde am 12.11.2010 von einem 20 Jahre alten Mann überfahren, er starb noch an der Unfallstelle. Der junge Mann hatte sich nach einem Fußballspiel betrunken und wollte dann mit seinem Freund nach Hause fahren. Mein Onkel hatte eine kleine Sonntagnachmittags-Tour mit seinem Fahrrad gemacht und war auch auf dem Weg nach Hause, als der junge Mann plötzlich auf einer Landstraße die Kontrolle über sein Auto verlor und meinen Onkel überfuhr. Der Fahrer hatte 3,0 Promille und sein Beifahrer 2,1. Beide wurden nur leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Mehrere Tausend Menschen sterben jährlich an den Folgen von Alkohol. Und doch machen viele Menschen immer wieder die gleichen Fehler. Gerade wenn man denkt, es müsste eine Lehre sein, ist es erschreckend zu sehen, was immer wieder passiert.

Für die Angehörigen sind aber das Warten auf die Person und die Angst, eine schlechte Nachricht zu erhalten, das Schlimmste. Meine Tante erzählte mir, dass sie bis abends um zehn Uhr mit meinen Cousinen auf dem Sofa gesessen und auf meinen Onkel gewartet hatte, bis dann die Polizei zu ihr kam und die Todesnachricht überbrachte.

Und wie man sich vorstellen kann, war es für alle - Familie, Freunde und Kollegen - ein Schock, als sie dies erfuhren. Im Nachhinein sind die "Was wäre, wenn ..."-Fragen aber viel schlimmer, doch sie helfen auch nicht zu verstehen, so ein Ereignis ist einfach unbegreiflich.

Die Krönung des Ganzen ist aber, dass die Schuldigen wegen Alkoholkonsum oftmals vor Gericht als unzurechnungsfähig gelten. Im Klartext bedeutet das, dass man wegen Alkohol einen Menschen umgebracht hat, aber auch wegen Alkohol weniger bestraft wird.

Man kann gar nicht ausdrücken, was für eine Lücke mein Onkel im Leben von uns allen hinterlassen hat. Für die eine war es der über alles geliebte Ehemann, für andere der liebevolle Vater, der Sohn, Bruder, Onkel oder der allerbeste Freund. Doch am schlimmsten ist es dann doch wohl für meine Tante und für meine Cousinen, die jetzt alles ohne ihn machen müssen. Zu den Treffen der Clique muss meine Tante jetzt allein gehen. Alle müssen in dem neuen, von meinem Onkel gebauten Haus wohnen und auch sonst alles ohne den Vater und Ehemann machen.