Sie erinnert sich noch gut daran, wie sie nervös am Terminal stand, ganz allein in einem fremden Land. Ihre Mitschüler hatten ja so oft davon gesprochen. "Ein Jahr im Ausland wäre das Beste, was man tun kann." Die Vorstellung, in einem anderen Land nur auf sich alleine gestellt zu sein, hatte sie fasziniert. Und dann war sie in Estland am Flughafen und wartete darauf, von ihrer Gastfamilie abgeholt zu werden.

Lina S., 16, ist Schülerin am Helene-Lange-Gymnasium und hatte sich 2008 für einen einjährigen Schüleraustausch im Ausland beworben. Genau wie ihre Schulkameraden vor ihr wollte sie einmal die Erfahrungen machen, ein Jahr lang in einem vollkommen fremden Land zu leben.

"Die erste Woche ist am schlimmsten gewesen", sagt sie lachend. "Es war schwer, sich damit abzufinden, mit Menschen zu leben, die man erst seit einigen Tagen kannte. Auch in der Schule war es nicht einfach, jemanden anzusprechen oder etwas zu fragen." Was Lina an manchen Tagen zusätzlich zu schaffen machte, war das Heimweh - ganz besonders an Feiertagen wünschte sie sich zurück nach Hause.

Was ihr das Auslandsjahr gebracht hat, war "eine Menge". Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit, erzählt sie stolz. Außerdem lernte sie viele neue Menschen kennen.

Ein Jahr später stand Lina wieder am gleichen Terminal auf dem gleichen Flughafen in Estland. Diesmal aber mit vielen Freunden, von denen sie sich herzlich verabschiedete.

"Das war das mit Abstand beste Jahr meines Lebens", sagt sie mit Tränen im Gesicht und lächelt.