Eine Partybesucherin stürzte auf eisglatter Treppe in Bergedorf und brach sich den Knöchel. Judith K. musste sofort operiert werden.

Bergedorf. Es sollte ihre erste LiLaBe-Party werden, darauf hatte sich die junge Friseurin mit den langen, lockigen, dunklen Haare gefreut. Doch vor dem unvermeidlichen Absturz auf der grellen Verkleidungsfete brachte sie ein Sturz auf der eisglatten Treppe ins Krankenhaus. Total unspaßig.

Als Verantwortlichen für den Unfall im gefühlten Permafrost des vergangenen Winters will die Staatsanwaltschaft gestern LiLaBe-Veranstalter Hans-Herbert Böhrs - am vorigen Sonntag noch als Gast bei "Dittsche" im TV zu sehen - wegen fahrlässiger Körperverletzung vor dem Amtsgericht Bergedorf zur Rechenschaft ziehen. Der Mann verantwortet seit 35 Jahren die Schunkelschose mit der legendären "Fummelwiese". Böhrs habe, so die Anklage, am 20. Februar nur die Flächen vor dem Haupt- und Nebeneingang des HAW-Gebäudes von Schnee und Eis räumen lassen, jedoch nicht alle übrigen Wege und Treppen auf dem Gelände. Umso prekärer, weil einer seiner Ordner Judith K. angewiesen haben soll, sie möge wegen des Andrangs nicht den Neben-, sondern den Haupteingang benutzen. Auf dem Weg dorthin brach sich die 21-Jährige den Außenknöchel. Gestern sagt sie als Zeugin aus. "Ein Türsteher meinte, der Nebeneingang sei geschlossen, wir sollten ums Gebäude gehen. Wir sind der Menge hinterher, es war kein bisschen gestreut." Auf einer Treppe kam sie ins Schlittern - der Bruch war so schwer, dass Judith K. sofort operiert werden musste. Sechs Wochen war sie außer Gefecht gesetzt.

Der Nebeneingang gesperrt? Das bestreitet Böhrs. Die Sache ist überhaupt nur vor Gericht gelandet, weil der 70-Jährige Einspruch gegen einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft über eine Geldstrafe von 6000 Euro eingelegt hatte. "Niemand wurde außen rumgeschickt", sagt er. "Wenn die Garderobe am Nebeneingang voll ist, werden die Gäste durch das Gebäudeinnere zum Haupteingang gelotst" Eine Aussage, die sein Kassierer und zwei weitere Mitarbeiter bestätigen. Ganz anders ein Polizist: "Weil der Nebeneingang geschlossen war, mussten die Leute außen herumgehen, etliche haben sich extrem hingelegt. Die Wege und vor allem die Treppen waren total vereist", sagt er.

Am Ende bleibt Verwirrung: War der Nebeneingang nun dicht? Muss wirklich Böhrs für den Fehler geradestehen? Nach dem fünften und letzten Zeugen macht der Richter kurzen Prozess: Gegen 2000 Euro Schmerzensgeld für Judith K. werde er den Prozess einstellen. Böhrs nickt, die Staatsanwältin auch. Und Judith K. bleibt ein weiterer Trost: Das nächste LiLaBe kommt so sicher wie der nächste Schnee.