Mal ehrlich: Fragt sich nicht manch einer heimlich, was eigentlich eine Pastorin so macht, außer am Sonntag einmal auf die Kanzel zu steigen? Rund um Weihnachten sieht das ganz anders aus. "Na, Sie haben im Moment ja Hochkonjunktur", höre ich von Menschen, die ich noch nie gesehen habe. Längst kein Grund, beleidigt zu reagieren und gleich zu ausschweifenden Erklärungen über gemeindliche Vielfalt und Lebendigkeit anzusetzen.

Denn "Hochkonjunktur" trifft durchaus den Nerv der Adventszeit. Christen bereiten sich darauf vor, zu feiern: Gott wird Mensch. Gleichzeitig, sozusagen mit allen vereint, stürmen wir einkaufswillig die Geschäfte. Wunschzettel werden abgearbeitet, Weihnachtsfeiern gestaltet, Kekse gebacken und Karten verschickt. Ganz nebenbei Schnee schippen, Glatteis und kilometerlange Staus bewältigen. Weihnachtsessen sind zu bedenken, und für ausgleichende Anwesenheit bei den unterschiedlichen Herkunftsfamilien ist zu sorgen. Tatsächlich: Es herrscht jahreszeitliche Hochkonjunktur. Und in alledem, fast unbemerkt, öffnen sich die Herzen von Kleinen und Großen für Gott und Jesus. Und das ohne Kirchen- oder Bekenntnisgrenzen.

Wie aktuelle Umfragen zeigen, wird Bethlehem zwar nicht mehr von allen als Jesu Geburtsstadt identifiziert. Manche tippen auf Jerusalem, Düsseldorf oder Istanbul. Sei's drum: Die christliche Urgeschichte über die Geburt von Gottes Sohn ist nicht verloren, und die Weihnachtsgottesdienste gehören für viele zum Festtag dazu. Über diese religiöse Hochkonjunktur staune ich alle Jahre wieder, und ich freue mich. Es tut gut, sich daran zu erinnern, dass Gott uns Menschen richtig auf die Pelle gerückt ist, Göttliches in die Welt gekommen ist. Solange Frieden und Gerechtigkeit nicht das ganze Jahr in aller Welt durchgehend Hochkonjunktur haben, brauchen wir die Hoffnung, die im Stall von Bethlehem begann.

Wie es von dort an mit Jesus weiterging? Nun, das ist in den Kirchengemeinden landauf, landab zu hören und zu erleben - nicht nur sonntags, sondern beinahe täglich.

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