Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Die Tage sind kurz, das Schneetreiben ist dicht, die Menschen kuscheln sich aneinander und träumen vom friedlichen Jahresausklang, mal abgesehen vom HSV, Borussia Mönchengladbach oder VfL Wolfsburg, wo Weihnachten der Baum brennt.

Ausgerechnet jetzt meldet sich Michael Ballack zurück. Michael wer? Will man so kurz vorm Fest wirklich noch einmal wissen, ob der lange verletzte Star von Bayer Leverkusen wieder Ansprüche auf die Kapitänsbinde im Nationaltrikot erhebt, ob er bei Philipp Lahm Respekt vermisst und von Joachim Löw eine klare Aussage erwartet habe? Leute, die WM ist ein halbes Jahr her!

Bitte erst spielen, dann reden - ein Wunsch, den wir gern an andere Sportler weiterreichen würden. Was wir künftig nicht mehr hören wollen:

... dass beim Hamburger Spott-Verein mehr übereinander statt über schlüssige Konzepte gesprochen wird,

... dass beim FC St. Pauli von Kult statt von (Fußball-)Kunst die Rede ist,

... dass das offensichtlich unterforderte Bayern-Trio Hoeneß, Rummenigge und van Gaal munter drauflos-ätzt,

... dass die Fifa ihre WM-Entscheidungen "transparent" nennt,

... dass Radprofis beteuern, sie würden die Gipfel der Tour de France dank natürlicher Körperkräfte bezwingen

... und dass die Freezers behaupten, diesmal werde wirklich alles besser.

Gut, dass wenigstens Rolf Töpperwien in diesem Jahr sein Mikrofon abgestellt hat. Und Franz Beckenbauer angekündigt hat, künftig mehr Privatmann sein zu wollen. Aber was macht Ballack? Er hat immerhin schon mal gesagt: "Auch nach mir geht der Fußball weiter."