Erstmals seit 1979 Schneefrei an Schulen. Kritik an Information der Behörde. Auch heute möglicherweise kein Unterricht

Hamburg/Kiel. Schneefrei in Hamburg - Zehntausende Hamburger Eltern wurden gestern Morgen von der Nachricht eiskalt erwischt. Viele erfuhren ganz spät oder gar nicht, dass ihre Kinder nicht zur Schule kommen sollten, und schickten diese wie gewohnt los. Betroffen waren etwa 150 000 Kinder. Auch die Behindertentransporte wurden abgesagt. Nur die Oberstufenschüler ab der 11. Klasse und Berufsschüler mussten wie gewohnt zum Unterricht. An den Schulen wurde eine Notbetreuung organisiert. Möglicherweise gibt es heute wieder Schneefrei.

Seit 1979 war es das erste Mal, dass die Schule in Hamburg wegen Schnees flächendeckend ausfiel. Während Schleswig-Holstein schon am Vorabend mitgeteilt hatte, dass die Kinder am Donnerstag landesweit freihaben, entschied sich das Hamburger Amt für Bildung erst am frühen Morgen nach einer neuen Unwetterwarnung dazu.

"Ich wusste von nichts", sagte Tina Cyriax, die ihren Sohn Lars, 10, wie gewohnt zum Gymnasium Ohmoor in Niendorf schickte. Die Rhetorik-Trainerin, 43, erfuhr erst auf dem Weg zur Arbeit, dass die Schule ausfällt. "Ich habe heute lernen müssen, dass man morgens den Fernseher oder das Radio einschalten muss. Das finde ich nicht in Ordnung."

Der Vorsitzende der Elternkammer, Peter Albrecht, kritisierte: "Es muss eine Verpflichtung geben, dass die Schulen die Eltern informieren." Zudem forderte er, dass für die Schüler, die in die Schule gekommen seien, Unterricht erteilt werden müsse.

Der angekündigte starke Schneefall setzte erst gegen 14 Uhr ein. Vorwürfe der Überreaktion wies die Schulbehörde zurück: "Die Sicherheit geht vor." SPD-Schulexperte Ties Rabe sprach dennoch von einer Fehlentscheidung. "Schulfrei verursacht insbesondere für berufstätige Eltern große Probleme - und trägt nicht zur Verbesserung der Schulleistungen der Kinder bei." Im letzten Winter seien die Verhältnisse auf Straßen und Gehwegen über Monate schlimmer gewesen, ohne dass die Schule ausfiel. Er forderte klare, einheitliche und nachvollziehbare Kriterien. Der schulpolitische Sprecher der GAL-Fraktion, Michael Gwosdz, reichte eine schriftliche Kleine Anfrage an den Senat ein. "Die Behörde muss beantworten, welche Rechtsgrundlage es für die Entscheidung gibt", sagte er.

Ob heute der Unterricht erneut ausfällt, wollte Schulamtsleiter Norbert Rosenboom heute früh gegen 5 Uhr mit Blick auf die neuesten Wetterprognosen entscheiden. Dann werde die Nachricht über die Radiosender verbreitet. Auch abendblatt.de wird sofort berichten. Diesmal sollen zudem die Schulen rechtzeitig Telefonketten in Gang setzen.