Altkanzler will Tausenden, die zum Tod seiner Frau Loki kondolierten, einen Brief schicken lassen

Tonndorf. Altbundeskanzler Helmut Schmidt, 91, will sich für die Anteilnahme am Tod seiner Frau Loki bedanken. Tausende, die ihm einen Brief schrieben, bekämen eine gedruckte Danksagung, kündigte Schmidt gestern in der ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger" an. Loki Schmidt war am 21. Oktober im Alter von 91 Jahren gestorben. Auf die Frage von Sandra Maischberger, wie es ihm heute gehe, sagte der Witwer im Studio Hamburg: "Nicht ganz so gut wie vor einem Jahr."

Er stimmte zu, dies sei eine "hanseatische Untertreibung". Die vom Fernsehen übertragene Trauerfeier habe ihm zugesetzt: "Angenehm ist es nicht, wenn man tieftraurig ist und die Kameras des Fernsehens auf das eigene Gesicht gerichtet sind." Ob er schon Hilfe von Freunden angenommen habe, wie sie ihm Altbürgermeister Henning Voscherau (SPD) in seiner Trauerrede anbot? "Einstweilen ist es noch nicht notwendig." Schmidt, der am 23. Dezember 92 wird, will an einer alten Tradition festhalten und eine kleine Zahl alter Freunde zum Abendessen einladen.

In Fahrt kam er, als es um Politik ging. Nachdrücklich mahnte er in Europa eine gemeinsame ökonomische Politik an: "Da fehlt es an Entschlusskraft, da fehlt es an Führung." Ökonomische Kompetenz vermisse er in Frankreich. Und Deutschland? "Da muss ich lange zögern, bis mir etwas Diplomatisches einfällt." Keine Zweifel ließ Schmidt an seiner Unterstützung für den Euro aufkommen - "weil die Europäische Zentralbank ihre Sache bisher makellos gemacht hat". Klare Aussagen traf Schmidt auch über den Truppenbesuch von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und dessen Frau in Afghanistan ("Ich habe mich darüber gewundert") sowie über den Ruf der Wirtschaft nach Fachkräften: "Dann sollen sie sie ausbilden."