Folter sei das, sagt mancher Kollege. Ein spannender Job ist das, sagt Vera Bahlau. Bis zu sechs Stunden in einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss, sprich: PUA, zu sitzen, sich anschließend vom Band jedes Wort noch einmal anzuhören und dann die Sitzung zu protokollieren. "Irgendwer muss das ganze Geschwafel doch zu Papier bringen", sagt die 62-Jährige.

Doch diese Arbeit macht eben nicht "irgendwer", sondern die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen aus Oststeinbek. Und der Hamburger PUA HSH Nordbank ist schon der elfte Untersuchungsausschuss, den Vera Bahlau als Angestellte für Textverarbeitung begleitet. Wie viele Seiten Papier die von Geburt an stark sehbehinderte Frau, die an der Schule für Blinde am Borgweg das Stenografieren lernte, in den vergangenen 30 Jahren vollgeschrieben hat, weiß sie nicht. "Gefühlt sind schon ein paar Wälder dafür draufgegangen."

1981 protokollierte die Hobby-Musikerin, deren Mann Manfred vor elf Jahren verstorben ist, ihren ersten PUA. In der Sache ging es um Bautätigkeiten in Teheran und im Saal hoch her. "Manche Passagen musste ich mir bis zu 20-mal anhören, um überhaupt ein Wort zu verstehen." Vom Thema HSH versteht die gebürtige Hamburgerin mittlerweile viel. "Ich weiß jetzt sogar, was Triple-A bedeutet", sagt Vera Bahlau, die für das Kabarett schwärmt. Tja, und diese Vorliebe passt dann wieder zu mancher PUA-Szene.