Robert-Bosch-Stiftung zeichnet Vanessa Seifert für ihre Geschiche “Musik gegen den Tod“ mit dem Marion-Dönhoff-Förderpreis aus.

Hamburg. Es war eine Reportage, die in Erinnerung geblieben ist. Sie klang nach - bei den Lesern, bei der Autorin und bei der Jury des Robert-Bosch-Journalistenpreises. " Musik gegen den Tod ", hieß das Porträt über Esther Bejarano, eine der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Für dieses einfühlsame Stück, das am 23. Januar 2010 unter der Rubrik "gestern & heute" im magazin des Hamburger Abendblatts erschienen war, hat Abendblatt-Redakteurin Vanessa Seifert am Sonnabend den renommierten Marion-Dönhoff-Förderpreis der Robert-Bosch-Stiftung erhalten. Diese Auszeichnung prämiert hervorragende Beiträge hoch talentierter Nachwuchsjournalisten zum Thema bürgerschaftliches Engagement.

In der Laudatio vor 150 Ehrengästen im Anwesen der Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart würdigte Elisabeth Niejahr, die stellvertretende Leiterin des Hauptstadtbüros der "Zeit", den Beitrag der 30 Jahre alten Abendblatt-Redakteurin als "eindringlich und von überraschender Intensität".

Vanessa Seifert hatte die bewegende Lebensgeschichte der Auschwitz-Überlebenden, einer enorm starken Frau, die das Bundesverdienstkreuz erhalten hat und in wenigen Tagen 86 Jahre alt wird, entlang der vier Sätze von Beethovens Fünfter Sinfonie erzählt. Die "Schicksalssinfonie" ist ein Lieblings-Musikstück von Bejarano.

Die Idee, die Geschichte im Takt der fünften Sinfonie zu verfassen, sei ihr im Anschluss an das aufwühlende Gespräch gekommen. Daheim hatte ihr Freund, ein Klassik- und Opernfreund, eine Beethoven-CD aufgelegt. Auf der Hülle stand: "Schicksalssinfonie".

Vanessa Seifert fand nicht nur den würdigen Ton, sondern auch den passenden Rahmen, um dieser Frau und ihrem bewegenden Schicksal gerecht zu werden. So sah es auch die Jury des Förderpreises unter dem Vorsitz von Heribert Prantl ("Süddeutsche Zeitung"). Zudem gehörten der Publizist und langjährige Chefredakteur der "Thüringer Allgemeinen", Sergej Lochthofen, und die "Zeit"-Autorin Niejahr dem Gremium an. Vanessa Seifert, die an der Universität Leipzig und in den USA Journalistik und Amerikanistik studiert hat, arbeitet seit zwei Jahren als Redakteurin im Hamburg-Ressort.

"Als ich das Porträt über Esther Bejarano schrieb und entlang der Fünften Sinfonie erzählte, konnte ich natürlich nicht ahnen, dass diese Schicksalssinfonie irgendwie auch für mich ein bisschen schicksalhaft werden würde", sagte die Preisträgerin in ihrem Dankeswort. Schon während des Gesprächs auf dem Sofa in Esther Bejaranos Wohnung hatte die Autorin gedacht: "Mein Gott, was hat diese Frau durchmachen müssen." Und sie habe sich gefragt: "Wie schreibe ich diese hochemotionale Geschichte auf, für die einem eigentlich die Worte fehlen?"