Neustadt. Während draußen ein eisiger Wind um den Michel pfiff, blieben einige Gäste noch ein wenig länger im Inneren des Gotteshauses. Bei belegtem Schwarzbrot ließen die Ehrengäste, Organisatoren und Mitwirkende den besinnlichen Abend der Märchen und Lieder Revue passieren. Denn auch das ist Tradition. "Ich bin 1995 hier eingestiegen", erinnerte sich Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst- Deutsch-Theaters. Sie las unter anderem das Märchen "Der Weihnachtskarpfen" für die 2150 Zuhörer. "Für mich ist das immer der Moment, in dem die Weihnachtszeit wirklich beginnt, egal, was vorher war." Ebenso fühlt es sich für ihren Kollegen Michael Lang vom Winterhuder Fährhaus an, er wurde von seiner Ehefrau Anja Michalke begleitet. "Seit zwölf Jahren sitze ich immer im Zuschauersaal, für mich ist das jedes Jahr etwas ganz Besonderes, denn hier wird man endlich mal auf Weihnachten eingestimmt."

Vermisst wurde Christian Quadflieg in der geselligen Runde, der Schauspieler und Rezitator musste sofort zurück ins Krankenhaus. "Ich bin so glücklich, dass er dennoch kommen konnte", sagte Renate Schneider. "Er hat eine sehr große Entzündung an der Hand und bekommt jetzt wohl schon wieder Infusionen." Und auch Michel-Hauptpastor Alexander Röder musste passen, er wurde von starken Rückenschmerzen geplagt. In der geselligen Runde zu Gast waren dafür Eberhard Möbius, der seit 18 Jahren "niemals unentschuldigt fehlte", die lettische Honorarkonsulin Sabine Sommerkamp-Homann und - auch das ist Tradition - die ehemaligen Chefredakteure des Hamburger Abendblatts: Menso Heyl mit Ehefrau MaryAnn und Peter Kruse mit Ehefrau Susanne von Bargen. "Ja, jetzt beginnt Weihnachten", sagte Kruse, für Heyl bedeuten die "Märchen im Michel" auch "eine Art Rückführung in die Kindheit".