In einem Schreiben bittet Dieter K. um Entschuldigung, doch seine Opfer lehnen ab

Hamburg/Ahrensburg. Er war ein fröhlicher, liberaler Geistlicher mit roten Haaren und vollem Bart. Saß mit Jugendlichen am Lagerfeuer und spielte Gitarre - und missbrauchte seine Stiefsöhne und andere Jugendliche. Jetzt hat der ehemalige Ahrensburger Pastor Dieter K. zum ersten Mal die sexuellen Übergriffe öffentlich eingestanden, was mehr als zwei Jahrzehnte innerhalb der Kirche gedeckt worden war und in diesem Sommer zum Rücktritt von Bischöfin Maria Jepsen geführt hatte.

"Ich hab ihnen Leid und seelische Schmerzen zugefügt und sie in ihrer Persönlichkeit sehr verletzt", schrieb er in einer Erklärung, die die "Evangelische Zeitung" in ihrer jüngsten Ausgabe veröffentlichte.

Der Missbrauchsskandal wurde im Ansatz auch gestern Abend beim traditionellen Adventsempfang des Sprengels Hamburg und Lübeck in der Hauptkirche St. Katharinen thematisiert. Dort sprach Jürgen F. Bollmann, ständiger Bischöflicher Vertreter der Nordelbischen Kirche, vor 450 geladenen Gästen über die Wichtigkeit einer lebendigen Kulturszene und das wachsende Bedürfnis der Kirche, den Dialog mit Künstlern zu führen, außerdem über die Dringlichkeit, die "sozialen Schieflagen" in der Stadt zu verringern und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auf das Thema Missbrauch ging er nur kurz ein. "Es bleibt die Aufgabe", sagte er, "Konsequenzen aus diesen Vorfällen zu ziehen." Dafür müssten die eigenen Richtlinien verbessert und die Gesellschaft sensibilisiert werden. Abschließend erinnerte Bollmann an die Weihnachtsbotschaft. "Gott zeigt uns seine rettende Macht und macht uns fähig zum Widerstand der Liebe gegen das Unrecht der Welt."

Dem Abendblatt gegenüber hatte sich Jürgen F. Bollmann am Nachmittag dezidierter geäußert. "Dieter K. stellt sich der eigenen Schuld. Damit übernimmt er zwar spät, aber eindeutig Verantwortung", sagte der Propst. "Dieser Schritt verdient Respekt, zumal er benennt, wie verwerflich und zerstörerisch sein Tun war."

Bei einem Teil seiner Opfer hatte sich Dieter K. vor der Veröffentlichung seines Schuldeingeständnisses mit einem handgeschriebenen Brief entschuldigt - die erste und von vielen Betroffenen lange erwartete Äußerung K.s ihnen gegenüber. Der Inhalt: ein Schuldeingeständnis, verbunden mit einer Entschuldigung und dem Angebot eines vertraulichen Gesprächs, das ein Kollege vermitteln soll. In einem Brief, der dem Abendblatt vorliegt, findet der 72-Jährige noch deutlichere Worte als in seiner offiziellen Erklärung: "Es tut mir alles so leid. Ich schäme mich. Ich kann nur von Herzen hoffen und beten, dass Sie einen persönlichen Weg finden, der Ihnen hilft, von der zerstörerischen Macht meiner vergangenen Taten freizukommen."

Anselm Kohn, Vorsitzender der Opferinitiative "Missbrauch in Ahrensburg" und selber Betroffener, sagte: "Die Entschuldigung wird von keinem von uns angenommen." Die Briefe seien nicht persönlich abgefasst, sondern enthielten größtenteils gleiche Textpassagen. "Eigentlich schreibt er nur von sich", sagt Kohn. "Der Brief ist der Versuch eines Narzissten, sich reinzuwaschen."

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