Erstaunlicher als die Kritik aus der SPD an der eigenen Führung ist der Umstand, dass es so lange gedauert hat, bis sie gekommen ist. Nach dem 23-Prozent-Desaster bei der Bundestagswahl zwang sich die auseinanderstrebende Partei fast 15 Monate zur Geschlossenheit. Der nachhaltige Erfolg der Grünen bei ausbleibender Erholung der SPD lässt nun den Flügelstreit wieder aufflammen.

Die Auseinandersetzung zeigt vor allem eines: Die Probleme, die zum Absturz der Sozialdemokraten nach Schröders Agenda 2010 geführt haben, sind nicht gelöst. Auf zentralen Feldern wie Hartz IV oder Rente mit 67 hat die SPD-Führung zu keiner klaren, die eigene Partei überzeugenden Linie gefunden. Das Hin und Her bei Stuttgart 21 verstärkt den Eindruck der Ziellosigkeit. Hinzu kommt das Personaldefizit: Für 2013 ist kein Kandidat in Sicht, den man sich eher im Kanzleramt vorstellen kann als Merkel oder Trittin.

Die Hamburg-Wahl bietet der SPD die unerwartete Chance, gut ins Superwahljahr 2011 zu kommen. Die Begeisterung darüber hält sich in der Bundespartei in Grenzen. Ganz zu Recht.