Über Gott und die Welt diskutierten ein Weihbischof, ein jüdischer Publizist und ein Islamwissenschaftler beim “Talk im Elysée“

Rotherbaum. Um Kondome, leere Kirchen, Islam und Integration ging es beim "Talk im Elysée" mit dem jüdischen Publizisten Rafael Seligmann, dem Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke und dem Islamwissenschaftler Hamed Abdel-Samad.

Zu Beginn der Veranstaltung fragte Moderator Rafael Seligmann seine beiden Gäste, was sie sich zum Jahresausklang wünschten - und löste damit fast ein Streitgespräch aus. Während Bischof Jaschke sich erhoffte, dass die deutsche Kultur mit "ihrem Geist, ihrem Verstand und ihren Wurzeln" fortbestehe und nicht unter dem Einfluss des Fernsehens in "Beliebigkeit" abrutsche, wünschte sich der nonkonformistische Hamed Abdel-Samad eine Audienz beim Papst. "Wie zwei Kerle" müsse man einmal miteinander reden, denn das Oberhaupt der katholischen Kirche "beleidige die Vernunft der Menschen". "Ist es nicht an der Zeit, dass ein Frauenarzt statt des Papstes über Kondome aufklärt?", fragte Abdel-Samad. Als der Weihbischof einwandte, dass Kirche daran erinnern müsse, dass Sexualität ein humaner Akt sei, konterte der Deutsch-Ägypter: "Sollten nicht lieber Menschen über Sexualität sprechen, die mehr Erfahrung haben?" Bevor die Debatte ausuferte, ging Seligmann zum nächsten Thema über: die schlecht besuchten Kirchen und Synagogen auf der einen, die vollen Moscheen auf der anderen Seite.

Jaschke räumte ein, dass trotz intensiver Bemühungen jedes Jahr etwa 150 000 Menschen die beiden großen Kirchen verließen. Besonders die Missbrauchsfälle hätten ihnen geschadet. Abdel-Samad beeindrucken volle Moscheen nicht. "Das Problem ist, dass mehr Moslems in die Moschee gehen als zur Universität und heute mehr verschleierte Frauen und religiöse Symbole zu sehen sind als früher", sagte er. Damit solle versucht werden, von den Problemen des Islam abzulenken - denn der sei im Mittelalter erfunden worden und gebe auf heutige Fragen keine Antworten. "Der Islam braucht Bildung und eine solide Wirtschaft, sonst mündet er in Fanatismus und Gewalt", warnte er. Das Fehlen von Argumenten werde mit Wut und Ablehnung kompensiert. Diese "geistige Mauer" vergifte gegenüber der anderen Gesellschaft und verhindere Integration.