Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Sich zu entschuldigen ist ein Ausdruck von Größe. Das gilt auch für Klaus-Peter Otto. Der Musikchef von NDR 90,3 hatte sich entschuldigt, weil er das Abendblatt angelogen hatte. Er hatte behauptet, nicht der Autor gewesen zu sein, der unter dem Pseudonym "wellsound" beim Online-Kaufhaus Amazon euphorische Rezensionen zu CDs von NDR 90,3 geschrieben hat. Ein Satz seiner Entschuldigung klingt allerdings etwas seltsam: Es sei ihm bei seinen Kritiken nur darum gegangen, "meine Begeisterung für die CDs auszudrücken", behauptet er.

Ah, ja? Eines Pseudonyms hätte es dafür nicht bedurft. Wenn Otto seine Redaktion unter dem Schutz der Anonymität als "Die Macher dieses tollen Programms" preist, verkauft er bewusst die eigenen Hörer für dumm. Das sollte für einen Radiomann noch schlimmer sein, als den Kollegen von der Zeitung anzulügen. Helmut Hoffer von Ankershoffen, der das von ihm entwickelte WeTab bei Amazon unter Pseudonym hochgejubelt hatte, war als Chef seiner Softwarefirma zurückgetreten, nachdem er aufgeflogen war. So weit muss Otto nicht gehen. Eine Entschuldigung steht aber noch aus - und zwar die bei seinen Hörern.