Gerichtsverfahren nach schwerem Arbeitsunfall im Alsterhaus gegen Geldzahlung eingestellt

Hamburg. Wie viel Geld ist angemessen für die Wiedergutmachung von 38 Prozent verbrannter Haut, Dutzenden Operationen, einem Leben unter Schmerzen? Angelika Zielke erhält 30 000 Euro. Die 46-Jährige hat vor gut vier Jahren bei einem Arbeitsunfall im Alsterhaus schwerste Verbrennungen erlitten. Die Staatsanwaltschaft hatte daraufhin den technischen Leiter des Kaufhauses wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Nun ist das Verfahren gegen Zahlung eben jener Summe eingestellt worden.

"Die Einstellung des Verfahrens war aus Sicht der Staatsanwaltschaft die einzige Möglichkeit, eine Entschädigung für das erlittene Unrecht zu bekommen", sagt Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. Zivilrechtlich habe sie keinen Anspruch auf Entschädigung, da es sich um einen fahrlässigen Arbeitsunfall handele. "Und bei einer Verurteilung im Strafprozess hätte der Angeklagte zwar eine Geldstrafe zahlen müssen. Doch diese wäre nicht dem Opfer, sondern der Staatskasse zugutegekommen", erklärt Wilhelm Möllers.

Am 23. August 2006 kam es zu dem folgenschweren Unfall. Angelika Zielke war mit Malerarbeiten im Transformatorenraum des Alsterhauses am Jungfernstieg beschäftigt. Die Leitungen führen eine Spannung von 10 000 Volt. Die Mutter von zwei Jungen hatte erst seit zwei Wochen wieder einen Job als Malerin. Sie war davor monatelang arbeitslos.

Der technische Leiter des Alsterhauses war laut Staatsanwaltschaft für "die Durchführung der Arbeiten verantwortlich". Während Angelika Zielke die Wände strich, ging sie davon aus, dass der Strom abgeschaltet war. Ein Trugschluss, wie sich herausstellen sollte. Ob es an der feuchten Farbe lag oder ob sie eine Stromschiene mit dem Pinsel berührte, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Sicher ist nur, dass sie von einem Lichtbogen getroffen wurde. Ihre Kleidung fing Feuer. Angelika Zielke erlitt schwerste Verletzungen im Gesicht, den Armen und am Oberkörper.

Dass sie überleben würde, war lange nicht klar. Zehn Monate lag die Mutter im Krankenhaus. Immer wieder transplantierten die Ärzte Haut von unversehrt gebliebenen Körperteilen an die verbrannten. Wahrscheinlich wird sie immer wieder operiert werden müssen. Von den Medikamenten hat sie außerdem stark zugenommen. Vor dem Unfall war sie eine schlanke Frau, die gern mal einen Minirock trug.

Der technische Leiter wird irgendwann die letzte Rate überwiesen haben - ihr Leiden wird weitergehen.