Eine Glosse von Tino Lange

Wenn die Sportfreunde Stiller und Kate Nash am 9. Dezember in der Hamburger O2 World auftreten, führt der erste Weg sofort zum Fanartikelstand. Ich brauche nämlich noch etwas Praktisches für den Haushalt. Neben der Killers-Zahnbürste, der Franz-Ferdinand-Unterhose und dem Wolfmother-Jutebeutel ist noch Platz. Jahaa, so etwas gibt es - Jutebeutel von einer der angesagtesten Rockbands der letzten Jahre.

Schließlich ist die schlichte Baumwolltasche schon längst zum absoluten "Style-Item" geworden. In den 70er- und 80er-Jahren waren die Beutel noch das Pendant zum Strickpulli mit Anti-AKW-Button. Plastiktüten waren böseböse, umweltschädlich und Sinnbild für Konsumwahn. Aber Jutebeutel waren gute Beutel.

Bis Mitte der Nuller-Jahre in den Klubs von Berlin und anderswo plötzlich jeder mit der natürlichsten Form der Handtasche herumlief, entweder ganz offen oder wie ein Armband um das Handgelenk geknotet. Ein handliches Statement- und Statussymbol. Sehr beliebt waren zum Beispiel Beutel mit dem Aufdruck "George, Gina & deine Mudder" als satirische Antwort auf die glitzernden Handtaschen-Kollektionen der Marke "George, Gina & Lucy". Aber die Nuller-Jahre sind vorbei, auch das Palästinenserhalstuch-Revival ist beendet. Nur Schaffell-Stiefel ("Ugg Boots") sind leider wieder im Trend.

Aber zurück zu Kate Nash: Die zeigte schon bei ihrem letzten Hamburger Konzert im Mai am Fanartikelstand in der Großen Freiheit 36, was mit Sicherheit das kommende, aussagekräftige "Style-Item" wird. Denn sie bot keine Pullis, T-Shirts oder Kaffeebecher an. Sondern Geschirrhandtücher. Da macht der ungeliebte Spüldienst auf dem Hurricane-Festival ("Abwasch ist kein Rock 'n' Roll") auch gleich viel mehr Spaß.