SPD schlägt nach heftigem Protest eine Bürgerbefragung vor

St. Pauli. Die St.-Pauli-Music-Hall auf dem Gelände der Alten Rindermarkthalle am Neuen Kamp wird es wohl nicht geben. Zu heftig war der Protest, der den Bezirkspolitikern und Architekten entgegenschlug, die zu der Informationsveranstaltung am Donnerstagabend eingeladen hatten (wir berichteten). Am Ende räumten alle ein, dass man sich auch etwas ganz anderes als eine Musikhalle in dem ehemaligen Real-Supermarkt vorstellen könne.

Auch Bezirksamtsleiter Markus Schreiber war "beeindruckt" und sagte: "Die Gegenwehr war sehr deutlich." Deutlich wurden auch zwei weitere Dinge. Erstens: Bevor es überhaupt mit konkreten Planungen weitergehen kann, werden mindestens vier Jahre vergehen, weil ein Bürgerbeteiligungsverfahren so lange dauern würde.

Zweitens: Ein Großteil des Protestes entstand, weil die Bezirkspolitiker große "Erinnerungslücken" hatten. So wollte keiner zugeben, dass die Music Hall von Anfang an Politikerwille und fester Bestandteil der Ausschreibung im sogenannten "kooperativen Workshopverfahren" war. Stattdessen war nur nebulös von "Möglichkeiten" die Rede. Auch andere Punkte haben nun keinen Bestand mehr: So soll die Jet-Tankstelle, die ursprünglich abgerissen werden sollte, bestehen bleiben - ebenso wie alle jetzigen Nutzungen.

Die beim Infoabend vorgestellten Siegerentwürfe der Architekten fanden beide keine Zustimmung. Ein Plan sieht eine Music Hall innerhalb der denkmalgeschützten Alten Rindermarkthalle vor; der zweite Entwurf geht vom Markthallen-Abriss und Neubau einer Music Hall aus. Ohne die vom Bezirk gewollte Music Hall steckt das Verfahren in der Sackgasse, denn die Finanzbehörde will am Ende des Verfahrens das stadteigene Grundstück an einen Investor verkaufen. Nur: Ohne lukrative Projekte wird keiner die 100-Millionen-Euro-Investition übernehmen. Andernfalls wartet auf einen Investor "Hamburgs größtes Millionengrab", wie es am Rande der Veranstaltung hieß. Wie geht es jetzt weiter?

"Es wird ein Beteiligungsprozess folgen", sagte Stadtentwicklungsexperte Andy Grote (SPD). Dabei seien viele Fragen und alle Bedenken zu den Themen wie Wohnungsbau und Verkehrsbelastung zu klären. Grote: "Danach muss eine Befragung oder Abstimmung folgen. Man könnte am Schluss auch alle Haushalte fragen: Was wollt ihr?"

Im Gespräch sind nun eine Sporthalle oder eine Indoor-Spielhalle für Kinder. Doch auch diese Varianten lassen sich wohl nur mit zusätzlichen Anreizen und einem Abriss der alten Halle realisieren. Der Bürgerschaftsabgeordnete Grote: "Es könnte eine Dreifeldhalle sein, ähnlich der, die an der Budapester Straße steht." Eine Zwischennutzung (Wochen- und Supermarkt) ist nicht wie geplant im Januar, sondern erst Mitte 2011 möglich, weil der letzte Mieter bauliche Veränderungen noch nicht zurückgebaut hat, wie die Finanzbehörde dem Abendblatt sagte.