Held des Nordens 2010. Dr. Uwe Denker behandelt Bedürftige in seiner “Praxis ohne Grenzen“

Bad Segeberg. Täglich stellt das Abendblatt ab heute gemeinsam mit dem NDR Menschen vor, die in diesem Jahr großen Mut gezeigt und sich mit viel Einsatz engagiert haben. Welcher der sechs vorgestellten Kandidaten "Held des Nordens 2010" wird, bestimmen Sie als Leser. Mitmachen lohnt sich, denn der Hauptpreis ist eine neuntägige China-Städtereise für zwei Personen, zur Verfügung gestellt vom Erlebnisreise-Spezialisten "Gebeco Länder erleben".

Vor einem Jahr öffnete in Bad Segeberg eine Praxis ihre Türen, in der Patienten nichts bezahlen müssen. In der "Praxis ohne Grenzen" behandelt Allgemeinmediziner Dr. Uwe Denker, 71, Menschen, die sich einen Arztbesuch nicht leisten können. Seine Patienten bleiben anonym, müssen nicht versichert sein und ihre Bedürftigkeit auch nicht belegen.

"Als Arzt habe ich gesehen, wie viele Bürger an der Praxisgebühr und den Zuzahlungen für Medikamente verzweifeln", erklärt Denker sein ehrenamtliches Engagement. "Arztbesuche werden deshalb oft vermieden, was lebensgefährliche Folgen haben kann."

Etwa 50 Patienten kommen mittlerweile regelmäßig in die Räume der Diakonie, mittwochs von 15 bis 17 Uhr. Chronisch erkrankte, alleinerziehende Mütter, die Infektionen verschleppt und ihre Kinder angesteckt haben. Rentner, die Medikamente strecken, um ein Quartal zu überbrücken, damit sie ihren Enkelkindern etwas schenken können. Freiberufler, die plötzlich ihre Privatversicherung nicht mehr zahlen können. Menschen, die durch Krankheiten in die Armutsfalle geraten sind, keine Krankenversicherung mehr haben und auch keine Kraft, bürokratische Hürden zu überwinden.

Der jüngste Patient sei elf, die älteste Patientin 71 Jahre alt, sagt Denker. Unter seinen Kollegen hat die Idee der "Praxis ohne Grenzen" großen Anklang gefunden, 18 Mediziner beteiligen sich schon ehrenamtlich an diesem bundesweit bisher einmaligen Projekt.

Doch was passiert, wenn ein Patient ohne Versicherung ernstlich krank ist und in einem Krankenhaus operiert werden muss? "Wir haben gute Kontakte zu den örtlichen Kliniken und zu Fachärzten. In diesem Netzwerk werden die Patienten behandelt", sagt Dr. Uwe Denker, Arzt im Ruhestand. Da die "Praxis ohne Grenzen" ein gemeinnütziger Verein ist, darf sie über die Kosten eine Spendenbescheinigung ausstellen.

Die Patienten dürfen in der "Praxis ohne Grenzen" einen Luxus genießen, den es für normale Kassenpatienten oft nicht mehr gibt. Dr. Uwe Denker: "Wir haben Zeit für lange Gespräche, weil wir als Ärzte wieder wie in unseren ersten Tagen arbeiten, losgelöst von der Bürokratie, mit der Mediziner sich heute aufhalten müssen."