Die britische “Ark Royal“ wird außer Dienst gestellt. Auf Wunsch der Mannschaft führt die letzte Reise des Flugzeugträgers nach St. Pauli.

St. Pauli. Große Ehre für Hamburg: Großbritanniens berühmtestes Kriegsschiff, der Flugzeugträger "Ark Royal" (22 000 ts), besucht auf seiner letzten Auslandsreise, vor allem auf Wunsch seiner von der vorzeitigen Außerdienststellung ihres Schiffes geschockten Besatzung, Deutschlands Seefahrerstadt.

Good bye, Mighty Ark!

Die "Königliche Arche" läuft heute Nachmittag mit ihrer rund 1000 Mann/Frau starken Crew gegen 17.30 Uhr in den Hafen ein und macht für ihre fünftägige Abschiedsvisite an der Überseebrücke fest - wie immer unter starken Sicherheitsvorkehrungen.

Senat und Bundeswehr begrüßen, unterstützt vom Marinemusikkorps Ostsee, das graue Schiff, das zuletzt Hamburg im Jahr 2007 besucht hatte.

Damals galt die 1985 in Dienst gestellte "Ark Royal" nach einer sehr teuren Generalüberholung als "wie neugeboren". Niemand ahnte, dass sie nur drei Jahre später ohne Vorwarnung "vom Fallbeil" der von der Regierung Cameron kurzfristig verfügten großen Etatkürzung getroffen werden würde.

Der Flugzeugträger, der bis 2016 in Dienst bleiben sollte, ist tatsächlich das prominenteste Opfer der "Strategic Security and Defence Review": Er wird im Frühjahr 2011 außer Dienst gestellt werden, nachdem seine Hauptwaffen, die im Falkland-Krieg so bekannt gewordenen "Sea Harrier"-Kampfflugzeuge, am 11. April 2011 ebenfalls in den Ruhestand geschickt werden.

Bei diesen Marine-Jagdflugzeugen handelt es sich um technisch revolutionäre Typen, die über die sogenannte Skisprungschanze am Bug des Trägers Kurzstarts durchführen, nach dem Einsatz aber im Senkrechtflug landen.

Um den Schock über das triste Schicksal der fünften "Ark Royal" zu dämpfen, besuchte Queen Elizabeth II., deren Mutter den Flugzeugträger seinerzeit getauft hatte, ungewöhnlicherweise Schiff und Crew im November in Portsmouth - ein wahrhaft königlicher Trost für dieses Opfer politischer Radikalreformen.

Fünf "Ark Royals" dienten bisher in der Royal Navy: Die erste "Arche" kämpfte 1588 im Ärmelkanal gegen die spanische Armada, die zweite im Ersten Weltkrieg vor den Dardanellen gegen die Türken. Die Torpedoflugzeuge der dritten "Ark Royal" erzielten am 26. Mai 1941 jenen verhängnisvollen Torpedo-Treffer in die Ruderanlage der "Bismarck", der den Untergang des deutschen Schlachtschiffes im Nordatlantik einleiten sollte. Fünf Monate später wurde diese "Arche" selbst von einem deutschen U-Boot durch einen einzigen Torpedo-Treffer vor Gibraltar versenkt, wobei die Lecksicherung des Schiffes durch völliges Versagen den 14 Stunden dauernden Untergang nicht verhindern konnte. Dennoch ertrank wunderbarerweise von den 1600 Seeleuten an Bord nur ein Mann.

Die vierte "Ark Royal", ein 43.000 Tonnen großer Flugzeugträger, von dem aus schwere "Phantom"-Düsenjäger starten konnten, wurde nach 30-jähriger friedlicher Dienstzeit Anfang der 80er-Jahre verschrottet. Seine vorzeitige, politisch begründete Außerdienststellung führte im kurz darauf ausbrechenden Falkland-Krieg zu schweren Rückschlägen der britischen Seestreitkräfte.

Die aktuelle fünfte "Ark Royal" war während des Balkan-Konfliktes und 2003 im Irak-Krieg Rückgrat der britischen Seestreitkräfte. Dabei kamen im März 2003 sechs Offiziere ihrer Air Group bei einem Zusammenstoß zweier Sea-King-Helikopter ums Leben.

Die "Ark Royal" und ihre zwei Schwesterschiffe waren während des Kalten Krieges als schwere Hubschrauber-Plattformen zur Bekämpfung sowjetischer U-Boote im Nordatlantik eingesetzt worden. Nach der Außerdienststellung der "Ark Royal" wird Großbritannien für mehrere Jahre über keine Flugzeugträger mehr verfügen. Als Nachfolger sind zwei 60 000-Tonnen-Flugzeugträger, die auf die Namen "Queen Elizabeth" und "Prince Charles" getauft werden sollen, in der Planung. Sie sollen mit je 40 der neu entwickelten US-Super-Kampfflugzeuge vom Typ Joint Strike Fighter F-35 und modernsten U-Boot-Abwehr-Helikoptern ausgerüstet werden. Sie werden aber erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahrzehnts in See gehen. Im selben Zeitraum werden die 20.000 britischen Soldaten in Deutschland auf die Insel zurückgezogen.

Was aus der nutzlos gewordenen "Ark Royal" werden wird, ist noch ungewiss. Vermutlich endet sie als Flugzeugträger-Denkmal oder wird kaltherzig verschrottet.