Hans-Peter Burghof, 47, Professor für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen der Uni Hohenheim.

1. Hamburger Abendblatt:

Irland ist in die Schuldenkrise gestürzt, weil die großen Banken des Landes nun mit weiteren bis zu 50 Milliarden Euro Staatshilfen saniert werden müssen. Beim europäischen Bankenstresstest im Juli sind die beiden geprüften irischen Geldhäuser aber nicht negativ aufgefallen. Warum eigentlich nicht?

Hans-Peter Burghof:

Die irischen Banken haben den Test nicht zuletzt deshalb bestanden, weil sie schon vorher in erheblichem Ausmaß vom Staat entlastet wurden. Außerdem hat bei der Formulierung der Testkriterien durch die europäische Aufsichtsbehörde offenbar politische Einflussnahme eine Rolle gespielt. Es scheint ganz so, als habe der Zweck darin bestanden, das spanische Sparkassensystem auszuhebeln - es stellt fünf der sieben Kandidaten, die durchfielen.

2. Unter welchen Bedingungen kann ein Bankenstresstest aussagekräftige Ergebnisse liefern?

Burghof:

Vor allem bräuchten wir eine von der Politik unabhängige Aufsichtsbehörde, die dafür zuständig ist. Die haben wir derzeit nicht. Selbst die deutsche Bankenaufsicht hat weitgehend an Glaubwürdigkeit verloren. Die Europäische Zentralbank ist die einzige Institution im Finanzsystem, die wenigstens einigermaßen unabhängig ist.

3. Sind die Euro-Rettungspakete für Griechenland und Irland am Ende Bankenhilfsprogramme?

Burghof:

Zumindest im Fall von Irland kann man das sagen. Schließlich dient das Rettungspaket nicht nur dazu, die irischen Banken zu stützen, wir schützen damit gleichzeitig auch unsere Banken. Bei Griechenland lagen die Dinge noch etwas anders.

4. Was halten Sie von den Bestrebungen der Bundesregierung, private Investoren künftig am Risiko von Staatspleiten zu beteiligen, indem sie auf einen Teil ihres in Anleihen angelegten Geldes verzichten müssen?

Burghof:

Ich halte das für sehr dringend. Wir müssen versuchen, den Euro von den Schuldenproblemen abzukoppeln. Denn die Gemeinschaftswährung ist etwas sehr Wichtiges für Europa. Außerdem muss deutlich werden, dass es kein Recht auf Finanzierung gibt. Das erlebt jeder Mittelständler und jede Privatperson täglich - und das muss künftig auch für Staaten gelten. Allerdings wird es für einige Länder nicht einfach sein, realistische Zinsen zu zahlen.

5. Wen wird die neue Regelung auf der Seite der Anleger treffen und was bedeutet sie für diese?

Burghof:

Betroffen sind Banken, Versicherungen, Fonds, aber auch Privatpersonen investieren direkt oder indirekt in Staatsanleihen. Künftig werden diese Papiere nicht mehr ihre Rolle als Hort der Stabilität spielen - was zuletzt aber auch zu überzogenen Preisen führte.