Piloten haben ein Problem: Wenn sie streiken oder Streiks androhen, stoßen sie in der Öffentlichkeit kaum auf Verständnis. Denn das Cockpitpersonal gilt als privilegierte Beschäftigtengruppe, die ihren Traumberuf ausübt und für vergleichsweise wenig Arbeit auch noch überaus üppig bezahlt wird. Dass die Realität zumindest für Berufsanfänger - und nicht nur bei kleinen Fluggesellschaften - heute etwas anders aussieht, hat sich offenbar noch nicht herumgesprochen.

Die Kampfeslust der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) richtet sich diesmal nicht gegen die Lufthansa, sondern gegen Air Berlin. Das hat eine besonders pikante Note, denn Firmenchef Joachim Hunold war viele Jahre lang stolz auf den von ihm entschlossen verteidigten Status des Unternehmens als "gewerkschaftsfreie Zone". Erst als die Berliner im Jahr 2007 den mit einem starken Betriebsrat versehenen Wettbewerber LTU übernahmen, schwenkte Hunold um. Er musste einsehen, dass Air Berlin mittlerweile zu groß geworden war, um noch wie ein Familienunternehmen geführt zu werden.

Nun geht es darum, die Arbeitsbedingungen an die Bedingungen bei LTU anzugleichen. Wenn die Piloten als Begründung für ihre Streikdrohung anführen, zwischen der VC und Air Berlin herrschten in den Verhandlungen noch immer grundsätzlich verschiedene Auffassungen, klingt das allerdings wenig überzeugend. Denn eigentlich war eine Einigung auch nach Darstellung der VC schon mehrfach in greifbare Nähe gerückt. Eher scheint es, als gehe es um eine Kraftprobe mit Hunold, der von vielen Gewerkschaftern offenbar noch immer als rotes Tuch gesehen wird.