Islamische Gemeinschaften beklagen negative Stimmung durch Terrorangst

Hamburg. Der Rat der islamischen Gemeinschaften, kurz Schura, klagt über ein Gesellschaftsklima der Feindseligkeit gegenüber Muslimen in Hamburg. "Es wird ein inneres Feindbild aufgebaut", sagt Vorstandsmitglied Norbert Müller, 48. Ob am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft oder an Schulen, viele Gemeindemitglieder seien seit den Terrorwarnungen von Innenminister de Maizière (CDU) vermehrt rassistischen Feindseligkeiten ausgesetzt. Besonders Frauen, die wegen ihres Kopftuchs direkt als Muslima erkannt werden, sind häufig Opfer solcher Vorfälle. Auch bundesweit spiegelt sich diese Entwicklung wider. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland beobachtet eine Zunahme von Drohbriefen und Angriffen auf Muslime. In Berlin wurde vergangene Woche ein Brandanschlag auf eine Moschee verübt.

In Hamburg kam es bisher zu keinen derartigen Übergriffen. Trotzdem fühlen sich die Muslime hier vorverurteilt und beobachtet. "Immer wenn die öffentliche Debatte um den Islam zunimmt, kommt es zu diesen Reaktionen", sagt Schuravorstand Müller. Mit jeder neuen Terrornachricht nähmen Beleidigungen, kritische Blicke und Verdächtigungen zu.

"Mein Cousin wurde vor ein paar Tagen in einer Verkehrkontrolle angehalten und viel genauer kontrolliert als die anderen, nur weil er muslimisch aussieht", berichtet eine türkeistämmige junge Frau aus Borgfelde. Polizeisprecher Andreas Schöpflin sind keine derartigen Auswahlverfahren bekannt "Wir sind in allen Bereichen sensibel. und nicht nur im Hinblick auf bestimmte Nationalitäten", sagt er.