Eine Vorfreude von Matthias Gretzschel

Es geht doch, könnte man meinen. Denn nach den Horrormeldungen über Brandschutzklappen, Kürzungsbeschlüsse und Schließungsdrohungen macht Hamburgs Museumsszene jetzt endlich mal wieder positiv von sich reden: Mit gleich zwei Ausstellungen, die klug aufeinander abgestimmt sind, feiern die Kunsthalle und das Bucerius-Kunst-Forum vom kommenden Februar an den 80. Geburtstag des Malers Gerhard Richter, der als weltweit wichtigster lebender deutscher Künstler gilt.

Den Auftakt macht das Bucerius-Kunst-Forum am 3. Februar mit "Gerhard Richter. Bilder einer Epoche", einer Schau, in der es um die Beziehung von Fotografie und Malerei im Werk des Künstlers gehen soll. Ab 11. Februar zeigt dann die Kunsthalle unter dem Motto "Unscharf.", wie Richter Unschärfe als ästhetisches Mittel eingesetzt und dabei Generationen von Künstlern beeinflusst hat.

Dass die ganze Aktion im Prinzip ein Jahr zu früh stattfindet, weil Richter seinen 80. erst am 9. Februar 2012 begeht, muss nicht unbedingt als Übereifer abgetan werden, zumal das Jubiläum in der Öffentlichkeit ganz sicher als Großereignis zelebriert werden dürfte. Da schadet es nicht, wenn Hamburg mal nicht nachkleckert, sondern den Ton angibt. Außerdem wird mit dieser Kooperation zum ersten Mal vorgeführt, wie die in gefühlt 100-jährigem Dornröschenschlaf dahindämmernde Kunstmeile mit Leben erfüllt werden kann.