Es sind bemerkenswerte Nachrichten, die in den vergangenen Monaten aus den großen deutschen Billigketten an die Öffentlichkeit drangen. Nach dem Tod des Aldi-Gründers Theo Albrecht brach der größte deutsche Discounter erstmals sein Schweigen und teilte Details aus dem Leben des verschwiegenen Patriarchen mit. Der Sohn des zweiten Aldi-Gründers Karl Albrecht kündigte gar an, eine Biografie über seinen Vater schreiben zu wollen.

Und nun melden sich erstmals die Kinder des nicht minder verschlossenen Drogeriekönigs Anton Schlecker zu Wort und nehmen die bislang nicht existente Öffentlichkeitsarbeit der Kette in die Hand. Damit zeichnet sich in der deutschen Handelslandschaft nicht nur ein Generationswechsel, sondern auch ein Wandel in der Unternehmenskultur ab. Es scheint, als hätten die Kinder der Geheimniskrämer endlich verstanden, dass sich große Konzerne heute nicht mehr wie Geheimbünde führen lassen, die nur dann Geschäftszahlen oder Strategien preisgeben, wenn der Druck der Öffentlichkeit unerträglich wird. Die Firmen nehmen sich damit selbst die Möglichkeit, auf ihre Erfolge hinzuweisen oder - wie bei Schlecker - zu Vorwürfen wie Mitarbeiterbespitzelung oder schlechter Bezahlung Stellung zu nehmen. Außerdem schreckt diese Art Bunkermentalität junge Führungskräfte ab, die die Handelsriesen dringend brauchen, um für Herausforderungen wie das Internet gerüstet zu sein.

Es bleibt zu hoffen, dass den Ankündigungen der Söhne und Töchter nun auch Taten folgen werden und der öffentliche Auftritt nicht ein einmaliges Gastspiel bleibt.