Programm soll Sozialarbeiter entlasten. SPD und Linke halten es für zu teuer

Altstadt. Es war ein Stresstest für Sozialsenator Dietrich Wersich: Der CDU-Politiker musste in einer gemeinsamen Sitzung des Sozial- und des Familienausschusses der Bürgerschaft begründen, warum er Nachforderungen für 2010 in Höhe von 14,3 Millionen Euro an die Bürgerschaft stellt. Es geht um die Einführung einer neuen Software für Sozialarbeiter, die bis 2015 Kosten in Höhe von 112,1 Millionen verursacht.

Abgeordnete von SPD und Linken setzten mit Fragen immer wieder nach. "Wie kommt es zu diesen irrsinnigen Beträgen?", wollte Uwe Grund (SPD) wissen. Für 112 Millionen Euro könne man 100 Mitarbeiter 22 Jahre lang beschäftigen. "Moderne Arbeitsmittel kosten viel Geld. Die öffentliche Hand kann ihren Mitarbeitern nicht steinzeitliche Bedingungen bieten", antwortete Wersich. Allein 60 Millionen Euro kostet die eigentliche Software, die mehr als 1850 Beschäftigte nutzen sollen. Der Rest des Geldes soll aufgewandt werden, um Mitarbeiter zu schulen und eine reibungslose Umstellung auf das neue System zu gewährleisten.

Wersich rechnet damit, dass die Produktivität erheblich gesteigert wird, wenn die neue Software arbeitet. "Es entstehen Minderausgaben in Höhe von zwölf Millionen Euro pro Jahr", heißt es in der Senatsdrucksache. "Wie können Sie die Einsparungen derart exakt angeben, wenn die Kosten doch nur geschätzt werden?", wollte der SPD-Abgeordnete Thomas Böwer wissen. Die Antwort blieb Wersich schuldig. SPD und Linke enthielten sich bei der Abstimmung, setzten aber eine Experten-Anhörung im Ausschuss Anfang des kommenden Jahres durch.