Lai Kean Chew, 21, aus Kuala Terengganu (Malaysia)

Liebe Hamburgerinnen,

liebe Hamburger!

Besten Dank! Wofür? Dafür, dass ich mittlerweile pünktlich bin. Diese Tugend habe ich nämlich erst in eurer Hansestadt gelernt. Wenn ich mich früher in Malaysia verabredet habe, sagen wir mal für acht Uhr, dann war ich immer erst frühestens um halb neun da. Aber in meiner Heimat ist es nun mal so, dass auf solche Dinge keinen großen Wert gelegt wird.

Disziplin gilt in Deutschland tatsächlich viel mehr, das habe ich in den zwei Jahren, die ich nun hier studiere, immer wieder mitbekommen. Ihr arbeitet hart, seid fleißig und ehrgeizig - und in Asien wohl auch deshalb für eure tollen Produkte vor allem auf dem technischen Gebiet berühmt.

Was ich an euch so toll finde: Trotz allen Schaffens seid ihr meist gut drauf, freundlich und hilfsbereit und lasst kaum eine Feier aus. Gerade ihr Hamburger habt - Beispiel Reeperbahn - wunderbare Orte, an denen ihr das Leben wirklich lebt. Allerdings übertreibt ihr es bisweilen auch ein wenig. Jedenfalls finde ich es am Wochenende häufig unangenehm, alleine unterwegs zu sein, weil überall betrunkene Menschen herumtorkeln, die dann auch schon mal in der U-Bahn eine Zigarette rauchen oder andere Leute bepöbeln. Solche Verhaltensweisen kenne ich aus Malaysia überhaupt nicht, da die meisten Menschen dort Muslime sind und daher keinen Alkohol trinken.

Ach ja, in Hamburg habe ich noch gelernt, dass "es aller guten Dinge drei" sind - und deshalb sage ich zum Schluss noch doppelt Danke: für "Moin", das schönste deutsche Wort, wie ich finde, und für den Hamburger Schnee, den ersten, den ich in meinem Leben jemals gesehen habe.

Lai Kean Chew studiert an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Medizintechnik. Aufgezeichnet von Christopher Beschnitt