Airbus hat Jahrzehnte gebraucht, um zu einem ernsthaften Konkurrenten des früher übermächtigen Flugzeugbauers Boeing aufzusteigen. Doch Chinas Staatsbetrieb Comac wird nicht annähernd so lange brauchen, um einen ähnlichen Weg zu gehen - da sind sich alle Branchenkenner einig. Es gibt viele Gründe für diese Einschätzung.

Einer liegt auf der Hand: Chinesen lernen schnell. Außerdem ist die Regierung in Peking entschlossen, auf diesem Feld unabhängiger von den westlichen Herstellern zu werden - und man wird sich nicht scheuen, die heimische Industrie mit immensen Geldbeträgen zu fördern, ungeachtet des Subventionsstreits zwischen Europa und den USA. Und da auch die chinesischen Fluggesellschaften zum größten Teil Staatsbetriebe sind und der Inlandsmarkt boomt, muss man sich um die Nachfrage keine Sorgen machen.

Wie der jüngste Großauftrag aus China belegt, wird auch Airbus noch auf viele Jahre von dem Aufschwung des dortigen Luftfahrtmarktes profitieren. Das hat zweifellos auch mit der Entscheidung zu tun, ein Werk in China zu bauen. Doch auf Sicht von zehn oder 15 Jahren könnten die Chinesen mit eigenen Jets auch in den Kampf um Kunden in anderen Teilen der Welt eingreifen. Airbus-Chef Thomas Enders hat versichert, man werde die Chinesen nicht unterschätzen, so wie Boeing einst die Europäer unterschätzte. Damit dürfte klar sein, was Enders tun muss: Airbus sollte seinen Verkaufsschlager, die A320-Familie, mit wesentlich sparsameren Triebwerken modernisieren, um die neue Konkurrenz nicht nur aus China auf Distanz zu halten.