Ein Kommentar von Birgit Reuther

"Wir sind viele / Unkraut, das nicht vergeht", lautet eine Songzeile der Band Tocotronic, eines von acht Preisträgern des "Hans". Ein Vers wie dieser könnte gut als Leitmotiv dienen für die Hamburger Musik-Auszeichnung, die gestern vergeben wurde. Denn die Lyrik birgt zwei Ideen, die bei der Gala deutlich zutage traten.

Wenn da etwa das Team um die Elb-Rapper Fettes Brot prämiert wird, zeigt sich, dass Pop selten als Einzelkämpfertum funktioniert. In dieser Hinsicht hebt sich der "Hans" angenehm von all den Award-Zeremonien ab, die die Egomanie des Solokünstlers feiern. Wenn die Gekürten ohnehin in nicht enden wollenden Reden allen von der Hebamme bis zum Postboten danken, warum dann nicht direkt die gesamte Crew auf die Bühne holen?

Noch mehr gratulieren muss man den Initiatoren aber für ihr beherztes Bekenntnis zum Unkraut, also zu dem, was da in subkulturellen Nischen wächst und wuchert. Indem der "Hans" unbekanntere Kleinode wie Dial und Smallville Records aufs Podest hebt, entledigt sich der Preis jeglicher Provinzialität. Denn gerade weil die Verleihung die Glamoursucht des Mainstreams nicht bedient, zeigt sie wahre Größe. Schließlich besteht die Musikstadt Hamburg nicht nur aus immer wieder zitierten Akteuren wie Ina Müller, sondern auch aus jungen Bands wie 1000 Robota. Und damit das schöne Unkraut nicht nur still erblüht, setzt der "Hans" ein wichtiges Zeichen. Viel mehr davon!