Der Rücktritt des Sprechers von Wolfgang Schäuble wäre eine Marginalie, würde er nicht die Zweifel an der Amtsfähigkeit des wichtigsten Ministers in Merkels Kabinett bekräftigen. Michael Offer zieht die Konsequenzen aus der öffentlichen Demütigung und macht deutlich: Es ist nicht mehr auszuhalten. Nach 20 Jahren im Rollstuhl ist Schäuble auch seelisch wund. Der Mann, der über den Staatshaushalt wacht, kann sich selbst nicht mehr beherrschen.

Dies hätte weniger Gewicht, wenn die Regierung einen guten Lauf und Schäuble eine Erfolgsbilanz hätte. Aber den geringen Handlungsspielraum, den ihm die Schuldenbremse lässt, nutzt Schäuble für steuerpolitisches Stückwerk. Weder für die Einkommens- noch für die Mehrwertsteuer sind ihm überzeugende Ansätze gelungen. Und seine Skepsis gegen Steuergeschenke für Hoteliers hilft ihm wenig, wenn er sich damit nicht durchsetzen kann. Die Unzulänglichkeiten ließen sich auf europäischer und internationaler Ebene fortsetzen.

Dass es Zeit ist, zu gehen, wird Schäuble niemand sagen, schon gar nicht die Kanzlerin. Zu groß ist seine Lebensleistung. Aber Merkel wird einen Plan haben für den Fall, dass er es einsieht.