Eine Glosse von Iris Hellmuth

Im Grunde, ist man ehrlich zu sich selbst, müsste man Facebook langsam verlassen. Es ist einfach ein Ding von gestern. Vor sechs Jahren war man fast noch allein, dann kamen sie alle, die Zeitungen schrieben drüber, der "Stern" schrieb drüber, nun gibt es sogar einen Hollywood-Film. Time to say goodbye, sozusagen.

Doch dann, vorige Woche, sollte alles ganz anders kommen. Ich saß in der U-Bahn, mir war langweilig. Noch vier Stationen, also Mobiltelefon an, Facebook hochfahren. Eine Frage auf der Anzeige: "Darf Facebook Ihren aktuellen Ort verwenden?" Von mir aus. Nur, wo bin ich? Am U-Bahnhof? In der Gaststätte Sparschwein? Oder: in Currywurst Country?

In Currywurst Country! Wie großartig ist das denn? Wenige Sekunden später erscheint auf meinem Facebook-Profil: "Iris Hellmuth just checked in at Currywurst Country." Noch bevor ich aussteige, ereilen mich Glückwünsche aus aller Welt. So muss es sich anfühlen, denke ich, wenn man den Nobelpreis gewinnt. Ich stelle mir vor, ich gewinne ihn tatsächlich! Kaum bin ich zu Hause, fahre ich den PC hoch, beginne zu schreiben - nichts weniger als Weltliteratur. Herausgekommen ist - nun ja: eine Glosse. Nicht dass ich diese Darstellungsform gering schätze. Es ist nur so: Ich sollte Facebook wohl wirklich verlassen.