Haben Sie Sorgen, Probleme im Alltag? Ralf Nehmzow ist Leserbotschafter des Hamburger Abendblatts, er vermittelt, hilft, engagiert sich für die Interessen der Leser. An den ersten Donnerstagen im Monat lässt er in seiner Kolumne Leser mit jeweils drei Fällen zu Wort kommen, konfrontiert damit die betroffenen Behörden, Institutionen und Unternehmen. Nicht alle Ärger-Fälle lassen sich lösen, manchmal gibt es nur Erklärungen. Am jeweils letzten Donnerstag dokumentiert er den "Fall des Monats" mit Ergebnis.

Fall 1: Ärger mit Gasabrechnung

Andreas S., 50, Unternehmer in der Werbebranche, war mit seiner Familie gerade in eine neue Wohnung eingezogen, in Winterhude. "Bei der Installation der Gaszähler sind offensichtlich die Zählernummern vertauscht worden, sodass unserer Vertragskontonummer die Zählernummer unseres Nachbarn zugeordnet wurde und umgekehrt. E.on Hanse wurde in den folgenden Monaten immer wieder auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Passiert ist leider bislang immer noch nichts."

Iris Franco Fratini, Pressesprecherin von E.on Hanse, sagt dazu: "Dass es so lange gedauert hat, die Änderung vorzunehmen, dafür möchte ich mich entschuldigen. Der Grund lag einfach an der mangelnden Unterscheidung beider Zähler, die für dieselbe Adresse gemeldet waren, jedoch keinen Zusatz erhalten hatten wie beispielsweise Wohnung 1 und 2. Dies ist im Nachgang auch niemandem aufgefallen. Selbstverständlich ist nun auch alles im System bereinigt. Wir bedanken uns bei beiden Kunden für die Geduld."

Fazit: Andreas S. hat ein Jahr lang insgesamt rund 400 Euro zu viel bezahlt, er bekam nun sein Geld wieder! Und einen Tankgutschein für 25 Euro.

Fall 2: Barriere-Probleme am Bahnhof

Horst W. aus Langenhorn, 72, ist Rentner und auf einen elektrischen Rollstuhl (E-Mobil) angewiesen. Er fährt oft mit der U-Bahn. "Bei der Haltestelle Kellinghusenstraße kam ich ohne fremde Hilfe mit meinem Rollstuhl nicht in den Waggon, weil der Abstand zwischen Bahnsteig und Waggoneinstieg zu groß war. Passanten mussten mir helfen. Das ist lästig. Man fühlt sich dann gleich so hilflos. Die Hochbahn wirbt in ihren Broschüren mit Barrierefreiheit, aber das konnte ich hier nicht feststellen. Auch bei den Haltestellen St. Pauli und Baumwall kenne ich solche Probleme." Dazu sagt Maja Weihgold, Vize-Sprecherin der Hamburger Hochbahn AG: "In 37 von 89 Haltestellen haben wir auf den jeweiligen Bahnsteigen inzwischen barrierefreie Bereiche für Personen mit Mobilitätseinschränkungen. Das heißt, dort kann man mit Rollstühlen etc. gut ein- und aussteigen, denn auf einer gekennzeichneten Fläche sind die Bahnsteige dem Fahrzeugniveau angepasst. Am Bahnhof Kellinghusenstraße gab es zur Zeit der Anfrage des Kunden einen solchen Bereich noch nicht, inzwischen wurde er dort eingerichtet. Die Hochbahn arbeitet stetig und seit Jahren an dem barrierefreien Ausbau des U-Bahn-Systems. Da das Hamburger U-Bahn-System teilweise schon sehr alt ist, sind wir beim Um- und Ausbau manchmal auch an bauliche Begebenheiten gebunden und müssen etwa auch auf die Anforderungen an den Denkmalschutz eingehen. Die Kernpunkte für Barrierefreiheit sind dabei: Die Bahnsteige sind über einen Aufzug erreichbar. Es existieren Orientierungssysteme für sehbehinderte und blinde Fahrgäste. Wir möchten Herrn W. gerne einen gemeinsamen Gang an den kritisierten Haltestellen anbieten."

Beim Thema Barrierefreiheit in Hamburg gibt es Fortschritte, aber noch nicht genug, beklagen Verbände, zu Recht!

Fall 3: Arbeitsagentur zahlte verspätet

Dennis M. 22, gelernter Parkettverleger, war ohne Job und erhielt 265 Euro Arbeitslosengeld im Monat von der Agentur für Arbeit. "Vergangenen Monat wurde das Geld nicht auf meinem Konto gutgeschrieben. Der HVV hat daraufhin meine Fahrkarte zurückgebucht, mit neun Euro Gebühr. Man kommt sich vor wie ein Mensch zweiter Klasse. Ich hatte es ständig mit anderen Sachbearbeitern bei der Arbeitsagentur zu tun, als ich auf den Fehler hinwies. Erst wollte man mir das Geld dort bar auszahlen, dann sagte man, es werde mir überwiesen."

Marina Marquardt von der Agentur für Arbeit Hamburg, Abteilung Presse und Marketing, nimmt Stellung: "Wir verstehen den Ärger des Kunden und bedauern aufrichtig, dass es zu der unbeabsichtigten Verzögerung bei der Auszahlung des Arbeitslosengeldes kam. Der Irrtum beruht auf einem internen Informationsfehler. Ihm wurde das Geld inzwischen angewiesen. Anrufe von Kunden nimmt unser Service-Center entgegen. Das erklärt den Vorwurf über "häufig wechselnde Ansprechpersonen".

Dennis M. hat sein Geld und inzwischen übrigens wieder einen Job!

So erreichen Sie den Leserbotschafter: Schicken Sie bitte Ihre Alltagsärger-Fälle, kurz skizziert, mit Ihrer Telefonnummer per E-Mail an: Leserbotschafter@Abendblatt.de oder an: Leserbotschafter Ralf Nehmzow, Chefredaktion Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg.