Eine Stilanalyse von Birgit Reuther

Der Button, diese kleine Ansteckplakette, sprach stets die Sprache der Jugend- und Gegenkultur. Ob nun der Punk am Parka "Arbeit ist Scheiße" proklamierte, der Hipster die Faszination für eine nur ihm bekannte Band kundtat oder sich der Späthippie die Anti-Atomkraft-Sonne anheftete: Den symbolträchtigen Knopf umwehte stets die Aura adoleszenter bis alternativer Selbstbehauptung.

In Hamburg jedoch hat sich die Plakette, seit die Hanseaten gegen die Kürzungen im Kulturbereich demonstrieren, vom juvenilen Aufputz zum bürgerlichen In-Accessoire gemausert. In Theater und Oper heißt es nun: Anstecker zum Anzug, Button statt Brosche. Und die Auswahl wächst stetig: Für Tierliebe gibt's den kämpferischen Haifisch des Schauspielhauses, für Mutige "Wir sind das Altonaer Museum" auf Signalrot. Der neueste Trend: gelb. Sowohl das Stuttgart entlehnte "Stuth 21"-Schild fürs Revers als auch der neue Slogan "Altonaer Museum bleibt!" leuchten wie Sonnenblumen. Die Buttons sind wie Minitransparente, die als Dauerdemo durch die Stadt getragen werden. Und all diese Protest-Rundstücke ergeben zusammen gewiss mehr als bloß die Summe der einzelnen Teile.

Apropos Brosche: Jene war Markenzeichen der ehemaligen Kultursenatorin Karin von Welck. Der jetzige Amtsinhaber trägt Fliege. Und sein Nachfolger, der macht sich vielleicht eine coole Jacke mit all den Buttons, die sein Vorgänger verursacht hat.