Durch falsche Angaben haben BAföG-Empfänger einen Schaden von elf Millionen Euro verursacht

Neustadt. Das Geld vom BAföG-Amt steckte er sich gern in die Tasche. Rund 400 Euro pro Monat, mehr als 9000 Euro in zwei Jahren. Eine Leistung, die der frischgebackene Betriebswirt zu Unrecht abgegriffen hatte. Denn bedürftig war Christopher S., 23, keineswegs. 14 000 Euro hatte er auf der hohen Kante - nur hatte er genau das dem Studierendenwerk verschwiegen.

Ein riskantes Spiel: Seit 2003 werden die Vermögensangaben jedes Antragstellers mit Daten des Bundesamts für Finanzen abgeglichen. Seitdem sind 2000 Hamburger BAföG-Empfänger erwischt worden. Die zu viel gezahlten elf Millionen Euro hat das Amt von den Schummlern zurückgefordert. Etliche hatten ein Strafverfahren am Hals.

So wie Christopher S., der sich seit gestern vor dem Amtsgericht wegen Betrugs verantworten muss. 14 000 Euro hatte seine Oma für ihn gespart, das Geld landete 2006 auf einem Konto, das auf seinen Namen lief.

Doch die Summe verschwieg er, als er 2007 und 2008 BAföG beantragte. "Ich hatte total vergessen, dass ich ein Konto habe, von den 14 000 Euro wusste ich nichts", beteuerte der 23-Jährige, "meine Mutter hat mir den Kontoeröffnungsantrag damals vorgelegt, ich habe blind unterschrieben". Das Geld sollte er nach erfolgreichem Studium als "Belohnung" erhalten. 2009, nachdem der Betrug aufgeflogen war, klang das noch ganz anders: Da schrieb er dem BAföG-Amt, er habe von der Existenz des Kontos nichts gewusst, er werde aber die 9115 Euro zurückzahlen. Die Sache landete trotzdem vor Gericht. Am nächsten Verhandlungstag soll seine Mutter aussagen. Allein 2010 ist das BAföG-Amt 96 Betrügern auf die Schliche gekommen. Der Schaden liegt bei 310 000 Euro. Studierendenwerk-Chef Jürgen Allemeyer: "Es ist erschreckend, dass es noch so viele sind."