Hunderte schrieben persönliche Worte in die Kondolenzbücher. Die Trauerfeier findet am 1. November im Michel statt.

Altstadt. Der Himmel trug Grau-Schwarz, die Fahnen vor dem Rathaus flatterten auf halbmast im nasskalten Herbstwind - Hamburg trauert um Loki Schmidt.

"Sie war ein Vorbild, eine starke Frau, die ich immer bewundert habe", sagte Christine Moreira Monteiro aus Eimsbüttel sichtlich bewegt. Die Biologin gehörte zu den Hunderten von Hamburgern, die schon am Freitagmorgen in die Rathausdiele gekommen waren, um mit persönlichen Worten Abschied zu nehmen von Hamburgs beliebter Ehrenbürgerin.

In der Rathausdiele, die an diesem Morgen fast sakral wirkte, lagen zwei Kondolenzbücher aus, in die Besucher ihre Erinnerungen an die Ehefrau von Altbundeskanzler Helmut Schmidt auch noch in den nächsten Tagen eintragen können. Auch die Hamburger SPD hat im Foyer des Kurt-Schumacher-Hauses ein Kondolenzbuch ausgelegt, in dem die Hamburger am heutigen Sonnabend (11 bis 13 Uhr) sowie ab 25. Oktober (täglich von 9 bis 17 Uhr) ihre Gedanken niederschreiben können.

Im Rathaus bekundete als Erste die Zweite Bürgermeisterin Christa Goetsch (GAL) ihr Beileid - aber nicht auf der ersten Seite. Denn die war für Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) reserviert, der in Magdeburg an einem Treffen der Ministerpräsidenten teilnahm und deshalb erst am Nachmittag gemeinsam mit Ehefrau Simone kondolierte. "Mit unserer Loki Schmidt verliert Hamburg eine große Persönlichkeit - eine Hanseatin in bestem Sinne: geradlinig, bescheiden und mit dem Herzen bei den Menschen", schrieb das Ehepaar Ahlhaus.

Am Morgen hatte der Chef der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Frank Schira, im Namen der Hamburger Christdemokraten "Tschüs" gesagt. "Loki Schmidt schaut jetzt von oben zu. Und vielleicht ruft sie uns zu: Seid nicht zu traurig."

Die Hamburger sind aber natürlich sehr traurig über den Tod der 91-Jährigen. "Mich fröstelt es, wenn ich daran denke, was für eine große Persönlichkeit von uns gegangen ist", sagte Waltraud Hautau. Die 61-Jährige wünschte Loki Schmidt "eine himmlische Wiese".

Der Naturfreundin Loki Schmidt, die mit ihrer Stiftung seit 1980 stets "Die Blume des Jahres" bestimmte, hätte der farbenprächtige Herbststrauß aus Hortensien, Lilien, Gladiolen, Rosen und Blattgrün gefallen - platziert war er gleich neben einem schwarz gerahmten Foto der Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt.

"Sie ist auch als Gattin des Bundeskanzlers immer volksnah geblieben, das habe ich an ihr ebenso geschätzt wie ihre ruhige, herzliche Art", sagte Jutta Schwemann, 72, die mit ihrer 16-jährigen Enkelin Nina Hesse aus Hannover angereist war. Die Gedanken der beiden galten auch Altbundeskanzler Helmut Schmidt. "Ich kann nachfühlen, welche Leere man spürt, wenn der über alles geliebte Partner von einem geht."

Aus Kamen im östlichen Ruhrgebiet waren Jutta und Peter Karrasch an die Elbe gekommen. "Ich habe das Ehepaar Schmidt immer bewundert - für diese harmonische und lange Ehe ohne Skandale", sagte Jutta Karrasch, die eine Grundschule leitet. "Ich bin mittlerweile pensioniert, aber ebenfalls Pädagoge", sagte Ehemann Peter. "Auch deshalb haben wir natürlich das Engagement der Lehrerin Loki Schmidt immer verfolgt."

Unter die Wartenden hatten sich auch Nachbarn der Schmidts eingereiht, von denen einige bereits am Donnerstag Blumen vor dem Rotklinker-Reihenhaus der Schmidts in Langenhorn niedergelegt hatten. "Ich bin mit den Schmidts zeitgleich in die Siedlung gezogen", sagte Horst Bähnke, der mit Lebensgefährtin Ingrid Gollan gekommen war. "Ich habe mehr als 600 Zeitungsartikel über das Ehepaar Schmidt gesammelt. Ende des Jahres wollte ich den beiden eine Chronik schenken", sagte der pensionierte Polizist.

Offiziell verabschiedet Hamburg seine Ehrenbürgerin mit einem Staatsakt im Michel (2500 Plätze) am Montag, 1. November um 12 Uhr. Die Trauerreden werden Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU), Altbürgermeister Henning Voscherau (SPD) und der frühere EKD-Vorsitzende, Bischof Eduard Lohse, halten. Die h-Moll-Suite von Johann Sebastian Bach wird erklingen - ein Musikstück, das Loki Schmidt gemocht hat. Zu der Trauerfeier werden Gäste aus aller Welt erwartet. Nach dem Staatsakt soll Loki Schmidt jedoch im engsten Familien- und Freundeskreis beigesetzt werden.

Aus der Kindertagesstätte der Bucerius Law School war etwa ein Dutzend Kinder ins Rathaus gekommen. Die Kleinen, die sich in ihren neongelben Warnwesten brav in die Warteschlange einreihten, hatten für Loki Schmidt Bilder gemalt. "Loki Schmidt war die Schirmherrin unserer Kita und hat sie auch mit eröffnet", sagte Erzieherin Janine Ernst. Im Namen der Kinder legte sie die gebastelten Werke in eines der Kondolenzbücher ein. Ihre Schützlinge hatten 18 Papierblumen gebastelt - ein letzter Gruß an eine ganz besondere Frau, die die Hamburger nicht vergessen werden.