Michael Jürgs über die Parkgewohnheiten der besseren Hälften von Besserverdienenden

Abgeleitet von ihren offenbar höchstselbst bestimmten Rechten als bessere Hälfte von Besserverdienenden, die es sich finanziell leisten können, mit Sprit schluckenden Offroadern die Dschungel der Großstädte zu durchqueren, was gleichzeitig den Mitbürgern ihre herausgehobene Stellung beweist, parken freie Bürgerinnen ihre blechernen Dinos vor Kindergärten, in denen sie ihre lieben Kleinen abgeben, liebend gern in der zweiten Reihe. Das bezeichnen sie auf höfliche Nachfrage als ihre ureigenen Mütterrechte.

Nur widerwillig unterbrechen sie dabei die Gespräche mit anderen Müttern, die hinter und vor ihnen auf gleiche Art ihre Autos abgestellt haben. Hinweise, dass sie den Verkehr aufhalten, in dem es gewisse Regeln gebe, und dass die für alle Autofahrer gelten würden, ohne Ansehen des Einkommens, werden in der Regel mit der Bemerkung gekontert, man sehe doch, dass sie als Mütter Wichtiges zu besprechen hätten, und außerdem hätten sie ja voller Rücksicht die Warnblinklampen eingeschaltet.

Dies ist jetzt keine frauenfeindliche Beschreibung alltäglicher Rücksichtslosigkeiten, denn auch bessergestellte Männer parken ihre Autos in gleicher Manier beim Bäckerladen, beim Zeitungsladen. Sie reden sich nicht heraus auf ihre Menschenrechte, wie es die Mütter tun, sondern kontern das Hupen von Geschlechtsgenossen, die nicht aus ihrer Parkbucht herausfahren können, prollig mit einem klassischen Satz des Pöbels: "Die paar Minuten werden Sie wohl warten können, Sie Nervsack."