Ein Nachruf von Tino Lange

Was für den Gitarristen die "1957er Gibson Les Paul Gold Top mit P.A.F. Humbucker" ist, ist für den DJ der "Technics SL-1200". Für den Laien Kauderwelsch, erstarren Eingeweihte in wohliger Ehrfurcht.

Der Technics SL-1200 ist schließlich der VW Käfer unter den Plattenspielern. Er läuft und läuft und läuft, zuverlässig, robust, schlicht und doch genial. Die Geschichte der Reggae-Soundsysteme hat er ebenso mitgeprägt wie die Vinylkratzkunst der Hip-Hop-Pioniere, der Techno-Legenden, der Disco-Könige. Über drei Millionen Exemplare wurden von der Panasonic-Marke Technics produziert, von Oktober 1972 bis heute schwärmen die Benutzer von der variablen Geschwindigkeit und der schnellen Beschleunigung auf Solldrehzahl. Ein Flugzeug? Ein Plattenspieler!

Und doch viel mehr. "Wheels of Steel" oder "The One and Twos" waren die Ehrennamen, in Deutschland setzte sich "Zwölfzehner" durch. Für den baugleichen, aber mattschwarz lackierten Plattenspieler SL-1210.

In Zeiten, in denen DJs der neuen Schule ihre Beats vermehrt direkt aus dem Laptop in die Boxen pusten, ist die Zeit für den SL-1200 und den "Zwölfzehner" gekommen. Die Produktion wurde eingestellt, laut Panasonic Deutschland sind noch 200 Geräte der letzten Baureihen auf Lager. Für den Preis eines "Zwölfzehners" bekommt man übrigens ein iPad mit dem DJ-App "Mixr". Aber ob der auch nach 38 Jahren noch läuft?