Es ist mittlerweile ein vertrautes Ritual: Wann immer der Euro für ein paar Wochen zum Höhenflug ansetzt, erheben sich warnende Stimmen aus der europäischen Wirtschaft, die schlimme Folgen für exportierende Unternehmen prophezeien, sollte der Anstieg der Gemeinschaftswährung nicht gestoppt werden können. Nicht zuletzt Manager aus Frankreich tun sich in dieser Hinsicht hervor - so wie etwa Louis Gallois, Chef des Airbus-Mutterkonzerns EADS.

Doch wer sollte angesichts des aktuellen Euro-Aufwärtstrends der Adressat einer solchen Forderung sein? Verantwortlich für diese Kursbewegung sind jedenfalls keine Europäer. Der Euro erscheint nur deshalb so stark, weil der Dollar so schwach ist.

Schuld daran ist der Abwertungswettlauf gegen den chinesischen Yuan im sogenannten Währungskrieg, vor allem aber die ungewohnte Schwäche der US-Wirtschaft: Viele Jahre lang haben die Verbraucher in Amerika auf Pump kräftig konsumiert, bis die Kreditkrise diesem Treiben ein jähes Ende setzte. Nun muss sich die Wirtschaft erst allmählich an das veränderte Umfeld anpassen - mit der Folge, dass die Arbeitslosigkeit bedenklich hoch bleibt. Die US-Notenbank reagiert darauf mit einer altbekannten Therapie: Sie pumpt noch mehr billiges Geld in die Märkte.

Doch das birgt die Gefahr schwerer Nebenwirkungen. Schließlich muss man das Geld irgendwann wieder einsammeln, will man nicht längerfristig unübersehbare Inflationsrisiken heraufbeschwören. Das weiß man auch in Washington. Früher oder später führt dort an einer strengeren Finanz- und Geldpolitik kein Weg vorbei.