Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Nein, diesmal hat die Kulturbehörde nichts falsch gemacht. Der Umzug des renommierten Klassiklabels Deutsche Grammophon von Hamburg nach Berlin ist dem Haus von Kultursenator Reinhard Stuth nicht anzulasten. Es war von der Plattenfirma über diesen Schritt vorab nicht unterrichtet worden. Und selbst wenn es anders gewesen wäre: Dass die Unternehmensmutter Universal Music ihre Klassiktochter Deutsche Grammophon früher oder später an den Konzernsitz Berlin holen würde, stand schon seit Langem fest.

Doch durch den Verlust des Klassiklabels ist Hamburgs kulturelles Leben noch etwas ärmer geworden. Dass sie dem Abrutschen der Stadt in die kulturelle Bedeutungslosigkeit nichts entgegensetzt, sondern diese Entwicklung noch beschleunigt, ist der Stuth-Behörde aber sehr wohl vorzuwerfen. Denn wer nicht mit Subventionen um sich werfen kann, um attraktive Kreativfirmen abzuwerben, muss die gewachsene Substanz hegen und pflegen. Nur so kann es gelingen, die Stadt eines Tages auch ohne staatliche Zuwendungen für Unternehmen der Kultur- und Medienindustrie interessant zu machen.