Eine Utopie von Alexander Josefowicz

Die virtuellen Welten brauchen - langfristig gesehen - ihr eigenes Rechtssystem, das die Spielfigur bestraft, nicht den Spieler. Die These, so abstrus sie auf den ersten Blick zu sein scheint, ist nicht völlig abwegig. Denn World Of Warcraft und andere Spiele gewinnen immer mehr gesellschaftliche Relevanz. Die Gamer sind längst nicht mehr das verschrobene Grüppchen weniger Gleichgesinnter. Online-Zocker spiegeln die Gesellschaft, auch ihre Konflikte. Aktuell heißt die Lösung für die meisten Probleme zumeist: Löschen der Spielfigur, die digitale Todesstrafe. So erscheint es zumindest den Spielern, die Wochen und Monate an ihrem Charakter oder "Avatar" gefeilt haben. Auch für die Betreiber ist der Rauswurf schon rein ökonomisch keine gute Idee.

Also warum nicht den Charakter bestrafen und so dem Spieler klarmachen, dass er sich daneben benommen hat? Das wäre nicht die schlechteste Lösung - es muss ja nicht gleich per Kreuzigung sein. Auch wenn das ein Beispiel bei der gestrigen Konferenz in der Hamburg Media School war, die sich einen ganzen Tag mit der Beziehung zwischen Menschen und ihren digitalen Counterparts befasste.