Nachdem er 100 Stellengesuche ohne Ergebnis verschickt hat, weiß jeder gut qualifizierte Bewerber, dass der Arbeitsmarkt nicht funktioniert. Vor allem dann, wenn ein Verbandsvertreter abends in den Fernsehnachrichten über Fachkräftemangel in eben derselben Branche klagt.

Wozu eigentlich braucht man die Wirtschaftswissenschaften? Oft genug setzt diese Disziplin Theorien in die Welt, die der Realität nicht standhalten. Etwa die grundlegende Annahme, dass sich Angebot und Nachfrage selbst finden. Die drei diesjährigen Träger des Nobelpreises für Ökonomie allerdings haben beschrieben, warum dies auf vielen Märkten wie dem Arbeitsmarkt nicht so ist. Insofern rücken sie ihre eigene Zunft zumindest näher an die Wirklichkeit heran.

Viele Leistungen, die in den verschiedenen Disziplinen mit dem Nobelpreis dekoriert werden, bleiben für normale Menschen mysteriös: Was hat die Lebensspanne der Stubenfliege mit Fortschritten in der Medizinforschung zu tun? Wie realitätsnah sind neue Erkenntnisse über gekrümmte Zeiträume in der Physik? Was hat Barack Obama für den Weltfrieden getan?

Die Ökonomie hat einen großen Nachteil gegenüber den Naturwissenschaften. Aus dem, was sie beschreibt, lassen sich keine Gesetzmäßigkeiten für künftige Ereignisse ableiten. Die Physik ist in ihrer Eindeutigkeit das Maß der Dinge. Ökonomisches Handeln aber wird von Politik und Zufällen ebenso bestimmt wie von Irrationalität. Gesunder Menschenverstand - man erinnere die Weltwirtschaftskrise - ist daher durch keine ökonomische Theorie zu ersetzen.