Letzt weer ik mit Auto in uns Kreisstadt kort wat inhalen. Op den Parkplatz an de lange Straat wull ik mi an den Automaten jüst en Parkschien trecken, dor dreiht dor een Fro blangen mi ehr Schiev daal un seggt: "Hallo, nehmen sie meinen Parkschein, der ist noch ne Stunde gültig, und ich verschwinde jetzt."

Wat fründlich vun ehr, dach ik. Se harr jo ok wegföhren kunnt un de restliche Tiet op ehren Parkschien enfach verfallen laten. För en lütten Ogenblick kööm mi de ganze Welt so minschlich vör, so warm, enfach blooß wegen de Fründlichkeit vun düsse anner Autofohrersch, de ik nich kinnt heff, un de ik villicht nie nich wedder bemöten warr.

Ja, dach ik, sowat deit goot in en Welt, de ümmer köller ward. Weeßt du, ok in uns Kreisstadt ward dat soziale Klima nämlich ruger. Nu wüllt se jo dat städtische Krankenhuus verköpen. De private Investor hett al seggt, dat dat Personaal denn mehr arbeiden mutt vör weniger Geld. Ümmerhen behoolt de Lüüd aber jümehrn Arbeitsplatz. Ganz anners in't Tierheim un in't lütte Museum, de ward enfach komplett dichtmaakt. Ach, un de Kinnergordens, de wullen se jo egentlich wedder op Schick bringen, nee Finster schullen rin, dat dat nich so tocht, aber dat ward nu ok erstmaal nix. Keen Geld, keen Geld. To veel Utgaben, to wenig Innahmen, seggt se bi de Stadt. Dat Enzige wat woll noch löppt, dat sünd de Parkplätze. Der ruhende Verkehr ...

Ja, der ruhende Verkehr. Schull ik de Fro ehren Parkschien annehmen? Mi weer jo kloor miteens: Dat wörr bedüden, dat de Stadt mien Park-Euro verlustig geiht. Un ik fröög mi: Wo faken mag dat nich so un so al passeern, dat de Stadt op düsse Ort Geld dörch de Lappen geiht, dat dat Wohl vun de Allgemeinheit dörch de Kumpanei vun Automobilisten verspeelt ward. Ik sehg Kinner freren un Museumsdirekters ünner en Brüüch slapen, ik sehg Ärzte mit Burnout un Katten, de keen Tohuus hebbt. Un so sää ik to de Fro: "Sie Schlange, behalten sie Ihren widerlichen Parkschein."

Un dor, erst dor wüss ik, dat de Welt worraftig en lütt Stück minschlicher worrn is.

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