Günter Ploß, 63, Chef des Verbands der Ersatzkassen in Hamburg

1. Hamburger Abendblatt:

Spitzenvertreter der Ärzte und der Krankenkassen verhandeln morgen wieder über die Honorare für Mediziner. Wann wird endlich Frieden im Gesundheitswesen herrschen?

Günter Ploß:

Nie! Es geht immerhin um mehr als 170 Milliarden Euro, die über die gesetzlichen Krankenversicherungen zu verteilen sind. Das wird immer ein Tanz auf des Messers Schneide sein. Alle Akteure, insbesondere auch die leistungsbringenden Ärzte und Therapeuten, müssen sich endlich ihrer Gesamtverantwortung bewusst werden. Jetzt kommt es darauf an, Medizin auch für die Zukunft finanzierbar zu machen.

2. Viele Hamburger Ärzte sind empört darüber, dass sie von der geplanten zusätzlichen 500 Millionen Euro-Ausschüttung nichts abkriegen. Wie finden Sie das?

Ploß:

Mediziner jammern auf hohem Niveau. Schließlich haben sie in den letzten drei Jahren eine satte Honorarerhöhung von insgesamt 22 Prozent eingesteckt. Sich jetzt darüber zu beschweren, dass andere nachziehen, ist nicht fair.

3. Verstehen Sie denn die Kritik der Ärzte daran, dass sie für eine Pauschalsumme Patienten beliebig oft behandeln müssen?

Ploß:

Nein. Es ist ja nun wirklich nicht so, dass alle Patienten diese Pauschale ständig überschreiten. Ein Großteil von ihnen kommt nicht mal jedes Quartal. Und für die chronisch Kranken, die besonders häufig kommen, gibt es Zuschläge. Aber darüber spricht keiner.

4. Sollten die Ärzte fairerweise die Möglichkeit bekommen, die von ihnen erbrachten Leistungen direkt mit den Kassen abzurechnen?

Ploß:

Das ist denkbar, aber rechtlich nicht möglich. Dafür müsste man das gesamte System umkrempeln.

5. Was sagen Sie zu der Ankündigung der Kassenärztlichen Vereinigung, dass ohne eine angemessene Beteiligung der Hamburger Ärzte an der Honorarentwicklung Leistungseinschränkungen drohen?

Ploß:

Dazu besteht keinerlei Veranlassung. Hamburgs Ärzte erhalten 2011 eine Honorarerhöhung um 0,75 Prozent. Das mag im Vergleich zu den Vorjahren wenig sein. Doch angesichts der enormen Anstrengungen und auch zusätzlichen Belastungen für die Versicherten müssen Hamburgs Ärzte einen Teil zur Stabilisierung der Finanzierung des Gesundheitswesens beitragen. Die Krankenkassen hätten sich hier eine Nullrunde gewünscht. Tatsächlich aber erhalten die 4210 Ärzte und Psychotherapeuten in Hamburg 2011 ein Honorar von 680 Millionen Euro: 530 Millionen für budgetierte Leistungen und 150 Millionen für außerbudgetäre Vergütungen wie etwa Vorsorgeuntersuchungen und ambulantes Operieren.